Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 162
DOI: 10.1055/s-2003-816565

Elektrophysiologische Untersuchung des N. ulnaris im Bereich der Handwurzel

WJ Z'Graggen 1, AM Humm 1, A Carruzzo 1, M Arnold 1, KM Rösler 1
  • 1Bern

Läsionen des N. ulnaris an der Handwurzel sind selten, verglichen mit Neuropathien im Sulcusbereich. Betroffen können sowohl der rein motorische R. profundus wie auch der gemischte R. superficialis sein. Meist ist die Neuropathie im Bereich der Loge de Guyon lokalisiert. Die elektrophysiologische Untersuchung des N. ulnaris im Bereich des Handgelenkes ist kontrovers. Während eine standardisierte Methode für die sensible Neurographie existiert, fehlt diese für die motorische Neurographie. Ziel ist eine Evaluation einer neuen Methode für die motorische Neurographie des N. ulnaris im Bereich der Handwurzel und Bestimmung der Normwerte. Simultane Ableitung von Muskelsummenpotenzialen mit Oberflächenelektroden des M. interosseus dorsalis I und des M. abductor digiti minimi. Stimulation des R. profundus mit Oberflächenelektroden 1) in der Handvola und 2) proximal des Handgelenkes. Bestimmung der Latenz und der Amplitude des Muskelsummenpotenzials für beide Stimulationspunkte, sowie Berechnung der NLG zwischen dem Handgelenk und der Vola manus. Berechnung der Normwerte aufgrund der Untersuchung von 22 Händen in 18 gesunden Probanden und Evaluation der Methode bei 5 Patienten mit Ulnaris-Neuropathie im Bereich der Handwurzel. Der obere Normwert für die Latenz respektive der untere Normwert für die Amplitude des Muskelsummenpotenzials war bei Stimulation in der Handvola und der Ableitung vom M. interosseus dorsalis I: 2,9 ms/7 mV, bei Stimulation am Handgelenk und Ableitung vom M. interosseus dorsalis I: 4,7 ms/6,4 mV. Der untere Normwert für die NLG zwischen Handgelenk und der Vola manus lag bei 41 m/s. Bei Stimulation am Handgelenk und Ableitung vom M. abductor digiti minimi ergab sich übereinstimmend mit der Literatur ein oberer Normwert für die Latenz von 3,5 ms und ein unterer Normwert für die Amplitude des Muskelsummenpotenzialen von 5,2 mV. Basierend auf den erhobenen Normwerten und dem Vergleich der Amplitude des Muskelsummenpotenzials über dem M. interosseus dorsalis I nach Stimulation in der Vola manus und am Handgelenk liess sich bei allen Patienten die klinisch vermutete Ulnarisneuropathie in ihrer Art und Lokalisation charakterisieren. Die evaluierte Methode der motorischen Neurographie des R. profundus des N. ulnaris erlaubt die genaue Lokalisation von Neuropathien im Bereich der Handwurzel. Zusätzlich kann zwischen neurapraktischen und axonalen Nervenläsionen unterschieden werden, was für die Planung der Therapie von entscheidender Bedeutung ist.