Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 143
DOI: 10.1055/s-2003-816546

Klinischer Hinweis auf die Relevanz pathologischer oszillatorischer 10-Hz-Kopplung bei Patienten mit Morbus Parkinson

L Timmermann 1, L Wojtecki 1, J Gross 1, R Lehrke 1, J Voges 1, M Maarouf 1, V Sturm 1, A Schnitzler 1
  • 1Düsseldorf, Köln

Nicht-invasive Untersuchungen haben kürzlich ein pathologisches zerebrales ~10Hz oszillatorisches Netzwerk beim Morbus Parkinson-Ruhetremor beschrieben, an dem eine Reihe von motorischen Arealen beteiligt sind. In dieser Studie wurde getestet, ob eine 10Hz-Stimulation des Nucl. subthalamicus bei Parkinson-Patienten eine Verschlechterung der klinischen Symptome zur Folge hat. Die Untersuchung wurde mit dem motorischen Teil der UPDRS-Skala (Unified Parkinsons Disease Rating Scale) nach L-Dopa Karenz (>12h) bei 7 Parkinson-Patienten 1–3 Jahre nach Implantation von Nucl. subthalamicus-Stimulationselektroden durchgeführt. Der Patient und der beurteilende Neurologe waren für die Einstellung der Stimulations-Parameter geblindet. Die Stimulation blieb konstant in Bezug auf Pulsbreite, Stimulations-Pol und Stimulationsstärke. Die Stimulationsfrequenz wurde fogendermaßen verändert: Keine Stimulation, 5Hz, 10Hz, 20Hz, 45Hz, 130Hz Stimulation. Nach 10min fragte der geblindete Neurologe den Patienten nach seinem Befinden und begann die Beurteilung nach der UPDRS-Skala. Während der Kondition „keine Stimulation“ berichteten die Patienten über ein wohlbekanntes Gefühl schlechter Beweglichkeit. Die UPDRS-Werte der Patienten verbesserten sich dramatisch mit eingeschalteter Stimulation. Die Stimulation mit 5Hz, 20Hz und 45Hz zeigten keine signifikanten Unterschiede zu der Kondition „keine Stimulation“. Die subjektive Einschätzung der Patienten reichte von „alles in Ordnung“ bis „unangenehm“. Anders dagegen die Nucl. subthalamicus-Stimulation mit 10Hz, die bei 5 von 7 Patienten ein unangenehmes Gefühl auslöste. Die Beweglichkeit war bei 10Hz nicht nur signifikant schlechter in der UPDRS-Skala als bei therapeutischer (130Hz) Stimulation, sondern auch schlechter als bei ausgeschaltetem Stimulator. Die weitere Datenanalyse der UPDRS-Unter-Tests zeigte im „Akinese“-Untertest signifikante Verschlechterungen bei Patienten mit 10-Hz-Stimulation im Vergleich zu ausgeschalteter Stimulation. Die Test-Untereinheiten „Tremor“, „Rigor“ und „Laufen und Haltung“ waren dagegen nicht signifikant unterschiedlich zwischen 10-Hz-Stimulation und ausgeschaltetem Stimulator. Die vorliegende Studie unterstreicht die klinische Relevanz der pathologischen 10-Hz-Synchronisation bei Patienten mit Morbus Parkinson. Die Verschlechterung der Kinese könnte durch eine Funktionsstörung „höherer“ motorischer Areale wie dem supplementär motorischen Kortex oder dem prämotorischen Kortex durch die niederfrequente 10-Hz-Nucl. subthalamicus -Stimulation zustande kommen.