Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 129
DOI: 10.1055/s-2003-816532

Buchthalsche Forderung: Wahrheit oder Legende?

K Schiltz 1, I Galazky 1, F Awiszus 1, H Feistner 1
  • 1Magdeburg

Nach Buchthal ist zur suffizienten Charakterisierung eines Muskels mittels quantitativer EMG-Analyse die Darstellung mehrerer Einzelpotenziale von jeweils 15 bis 20 motorischen Einheiten notwendig. In der klinischen Praxis stellt sich die Erfüllung dieser Forderung regelmäßig insbesondere in kleinen Muskeln als schwierig dar. Daher wurde untersucht, ob mittels Ko-Registrierung von Makro-EMG mittels Nadel- und Oberflächenelektroden entschieden werden kann, wie viele unterschiedliche motorische Einheiten tatsächlich abgrenzbar sind. Bei fünf gesunden Versuchspersonen wurde simultan die Ableitung von Single-Fiber-EMG, Makro-EMG und des Oberflächen-Makro-EMG-Potenzials vom M. abductor digiti minimi der rechten Hand vorgenommen. Bei allen Versuchspersonen wurden im Nadel-Makro-EMG mindestens 15 nach Morphologie und Amplitude unterschiedliche motorische Einheiten registriert. Im Gegensatz zu den unterschiedlichen Nadel-Makro-EMG-Potenzialen zeigten die Oberflächen-Makro-EMG-Potenziale auch bei deutlich unterschiedlichen Nadelableitungen jeweils bei den einzelnen Probanden maximal vier unterschiedliche Potenzialkonfigurationen. Dies lässt den Schluss zu, dass bei gesunden Probanden bei leichter Innervation maximal vier unterschiedliche Einheiten rekrutierbar sind.