Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 109
DOI: 10.1055/s-2003-816512

Spatio-temporale Analyse von Bewegungsinformation im Raum

K Rache 1, TD Waberski 1, R Gobbelé 1, GR Fink 1, H Buchner 1
  • 1Aachen, Jülich

In einer funktionellen MRT-Studie konnte die Abhängigkeit kortikaler Aktivierungen von der räumlichen Richtung bewegter Reize nachgewiesen werden. Dabei kommt es zu einer Mehraktivierung für auf den Betrachter hin gerichtete Bewegungen gegenüber vom Betrachter weg gerichtete. Ziel der vorgestellten Studie war es, mit der Ableitung von Ereignis-korrelierten Potenzialen und spatio-temporaler Analyse die zeitlich sequenzielle Abfolge der Aktivierungen darzustellen. Ereignis-korrelierte Potenziale wurden bei 10 gesunden rechtshändigen Probanden während der Präsentation eines sich bewegenden Sternfeldes mit einer 96-Kanal-Ableitung aufgezeichnet. Die Bewegungen wurden randomisiert relativ zum Betrachter i) hin; ii) von ihm weg; iii) planar nach rechts und iv) planar nach links dargeboten. Als Kontrollbedingung wurde ein stehendes Sternfeld gezeigt. In einer Stromdichterekonstruktion wurden die aktivierten Hirnareale bestimmt. In den so berechneten Hirnarealen wurden die zeitlichen Aktivierungsmuster untersucht. In der Quellrekonstruktion konnten die folgenden aktiven Areale identifiziert werden: V1, V5, okzipito-parietaler Kortex rechts, parietaler Kortex links, superiorer temporaler Kortex rechts und superiorer posteriorer parietaler Kortex rechts. Die Bedingung mit dem sich auf den Betrachter zu bewegenden Sternfeld wies im Vergleich zu der Bedingung des sich vom Betrachter weg bewegenden Sternfeldes eine Mehraktivierung auf, beginnend in V5 links, gefolgt von einer Aktivierung des okzipito-parietalen Kortex rechts und V5 rechts. Die durch in der Tiefe bewegten Sternfelder evozierten Ereignis-korrelierten Potenziale wiesen im Vergleich zu den durch planare Bewegung evozierten Ereignis-korrelierten Potenziale eine Mehraktivierung in den folgenden Arealen auf: V5, V1, okzipito-parietaler Kortex rechts, superiorer posteriorer parietaler Kortex rechts und parietaler Kortex links. Die Aktivierungen zeigen, dass eine auf den Betrachter hin gerichtete Bewegung im Vergleich zu einer sich entfernenden Bewegung bereits ab 160 ms zu einer Mehraktivierung in V5 beidseits sowie dem rechten okzipito-parietalen Kortex führt. Dies erlaubt die Schlussfolgerung, dass ein sich dem Betrachter näherndes Objekt bereits sehr früh einen stärker aktivierenden Effekt hat, möglicherweise als Ausdruck der physiologisch größeren Bedeutung von sich auf den Betrachter zu bewegenden Reizen.