Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 74
DOI: 10.1055/s-2003-816477

Modulation der kortikalen Exzitabilität durch neuronavigierte repetitive transkranielle Magnetstimulation des Zerebellums: eine Pilotuntersuchung

B Langguth 1, P Eichhammer 1, M Proescholdt 1, M Seise 1, C Tiedt 1, G Hajak 1
  • 1Regensburg

Die repetitive transkranielle Magnetstimulation ist eine neuartige Methode, die die Modulation der kortikalen Erregbarkeit ermöglicht. Dabei sind Stimulationseffekte nicht nur in direkt stimulierten Gehirnarealen nachzuweisen, sondern auch in Gehirnarealen, die mit den stimulierten Arealen in funktioneller Verbindung stehen. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass die repetitive transkranielle Magnetstimulation über dem Zerebellum Einfluss auf die kortikospinale Exzitabilität hat. Wir benutzten ein TMS-Doppelpulsparadigma, um zu bestimmen, ob zerebelläre repetitive transkranielle Magnetstimulation auch Einfluss auf hemmende und fazilitierende Systeme innerhalb des Motorkortex hat. An acht Probanden wurden verschiedene Parameter der kortikalen Exzitabilität (Motorschwelle, kortikale Silent Period, intrakortikale Inhibition und Fazilitation) vor und nach repetitiver Stimulation des Zerebellums bestimmt. Dabei untersuchten wir die Effekte hoch (10Hz) und niedrigfrequenter (1Hz) Stimulation im Bereich des lateralen Zerebellums. Ein Neuronavigationssystem gewährleistete die exakte Position der Schmetterlingsspule über dem Zielareal. Es wurden jeweils 1000 Stimuli mit einer Intensität von 120% der Motorschwelle verabreicht. Nach hochfrequenter Stimulation des lateralen Zerebellums zeigte sich eine leichte Zunahme der intrakortikalen Fazilitation sowie eine Zunahme der kortikalen Silent Period. Alle Probanden tolerierten die Stimulation, sie berichteten jedoch über Schmerzen im Bereich des Stimulationsareals, die nach Abschluss der Stimulation rasch abklangen. Die Resultate dieser Pilotuntersuchung zeigen, dass durch repetitive transkranielle Magnetstimulation über dem Zerebellum die intrakortikale Exzitabilität des Motorkortex beeinflusst werden kann.