Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 65
DOI: 10.1055/s-2003-816468

Multimodale Bildgebung (3 T-MRT, 3 T-DTI, automatisierte quantitative Analysemethoden, 306-Kanal-MEG und -EEG) verbessert die prächirurgische Diagnostik von Patienten mit fokalen Epilepsien: eine prospektive Studie mit 50 Patienten

S Knake 1, PE Grant 1, H Shiraishi 1, S Stufflebeam 1, S Morand 1, K Hara 1, DL Schomer 1, EB Bromfield 1, B Bourgeois 1, A Cole 1, A Dale 1, E Halgren 1
  • 1Charlestown, Boston

Ziel der Studie war es, zu untersuchen, ob die kombinierte Anwendung von neuen Bildgebungsverfahren die prächirurgische Diagnostik verbessert. 50 Patienten wurden im Rahmen der prächirurgischen Diagnostik nach stattgehabtem Video-EEG-Monitoring mittels standardisiertem Protokoll untersucht. Dieses umfasst: 1. Hochauflösende 3-T-Bildgebung mittels 8-Kanal-Oberflächenspule (SC-Imaging) mit T1- und T2-gewichteten Sequenzen. Die Bilder wurden mittels Korrektionsalgorithmus normalisiert. 2. Hochauflösende 3 T-Diffusions-Tensor Bildgebung (DTI): Patienten/eine Kontrollgruppe wurden mittels DTI untersucht (TR 1200 ms, TE 69 ms, 128×128 Akquisitionsmatrix, b-value 700s/mm2, slice thickness: 2mm, gap 0mm, 60 averages, 3T). Fraktionelle Anisotropie-Maps wurden zur Erfassung mikrostruktureller Veränderungen der weissen Substanz berechnet. 3. Whole-head 306-Kanal MEG/60-Kanal EEG wurden simultan abgeleitet, iktuale/interiktuale Epilepsie-typische Aktivität wurde mittels Berechnung der „equivalent current dipoles (ECD)“ unter Verwendung des „boundary head element model“ dargestellt. Dynamisch-statistische parametrische Maps (dSPM, Dale 2000) wurden berechnet, um die Propagation von Spikes mit hoher zeitlich-räumlicher Auflösung darzustellen. 4. Quantitative semiautomatisierte MRT-Analysetechniken wurden angewandt, um die kortikale Dicke und das Volumen subkortikaler Strukturen zu ermitteln. Alle Methoden alleine lieferten wichtige Informationen: SC-Imaging verbesserte die strukturelle Bildgebung in 36% (18 von 50 Patienten) durch Darstellung neuer fokaler Läsionen. DTI zeigte insbesondere bei Patienten mit kortikalen Dysplasien eine mehr ausgedehnte Pathologie mit mikrostrukturellen Veränderungen der weissen Substanz. Durch Darstellung der Propagation lieferte dSPM einen wertvollen Beitrag in der prächirurgischen Evaluation. Automatisierte Verfahren zur Darstellung der kortikalen Dicke und des Volumens subkortikaler Strukturen fanden ausgedehntere Veränderungen der kortikalen Dicke von kortikalen Dysplasien und Veränderungen des Volumens subkortikaler Strukturen als durch visuelle Inspektion angenommen. Kombinierte multimodale Bildgebung und Analyse liefern wichtige Informationen in der prächirurgischen Diagnostik von Patienten mit fokalen Epilepsien und können die Selektion geeigneter Kandidaten deutlich verbessern. Die Korrelation der Ergebnisse mit postchirurgischen Ergebnis/Histopathologie ist erforderlich.