Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 34
DOI: 10.1055/s-2003-816437

Beeinflussung des Gehens beim Morbus Parkinson durch Stimulation des Nucl. subthalamicus

M Faist 1, J Xie 1, D Kurz 1, W Berger 1, P Pollak 1, CH Lücking 1
  • 1Freiburg; Grenoble

Das Gangbild beim Morbus Parkinson ist gekennzeichnet durch eine deutlich reduzierte Ganggeschwindigkeit, was hauptsächlich durch eine reduzierte Schrittlänge bedingt ist, während die Schrittfrequenz meist leicht erhöht ist. L-Dopa vergrößert die Schrittlänge, während die Schrittfrequenz unbeeinflusst bleibt. Während chronische Stimulation des Thalamus praktisch keinen Einfluss auf den Gang beim Morbus Parkinson hat, verbessert die Stimulation des Nucl. subthalamicus das Gehen klinisch deutlich. Ziel der Studie ist, Veränderungen der Gangparameter zu quantifizieren und mögliche Unterschiede oder Synergien von Nucl. subthalamicus-Stimulation und L-Dopa zu erfassen. Es wurden 8 Patienten mit Morbus Parkinson unter chronischer bilateraler Stimulation des Nucl. subthalamicus und 12 altersentsprechende Kontrollpersonen untersucht. Die Patienten gingen auf einem Laufband mit einem ultraschallgesteuerten Geschwindigkeitsregelungssystem, das kontinuierlich die Geschwindigkeit des Laufbandes und ein in das Gesichtsfeld projiziertes Fließmuster der tatsächlichen Ganggeschwindigkeit anpasst. Gangparameter wurden für mindestens 120 Schrittzyklen für vier Behandlungskombinationen in einem entsprechenden Cross-over-Design untersucht: mit/ohne Stimulation und mit/ohne L-Dopa. Die Nucl. subthalamicus-Stimulation verdreifachte die durchschnittliche Geschwindigkeit von 1,2 km/h auf 3,5 km/h und die Schrittlänge von 34cm auf 99cm, während die Schrittfrequenz mit 118/min praktisch unverändert blieb. Diese Ergebnisse liegen bereits im Bereich der gesunden Kontrollgruppe. L-Dopa alleine hatte einen ähnlichen Effekt. Die Kombination Stimulation und L-Dopa verbesserte die Ganggeschwindigkeit auf 4,3 km/h, die Schrittlänge auf 120cm. Allerdings benötigten nicht alle Patienten zusätzlich zur Stimulation L-Dopa, um diese Werte zu erreichen. Ähnliche Ergebnisse wurden sowohl mit als auch ohne optisches Fließmuster beobachtet. Trainingseffekte waren je nach Reihenfolge der Versuchsdurchführung zu sehen, jedoch wurden diese durch das Cross-over-Design des Versuches berücksichtigt. Auch der visuelle Einfluss, der normalerweise beim Gehen auf dem Laufband fehlt, spielte für die beobachteten Effekte keine Rolle. Die Nucl. subthalamicus-Stimulation beeinflusst ähnlich wie L-Dopa die Ganggeschwindigkeit über eine Zunahme der Schrittlänge ohne Schittfrequenzänderung und damit über Mechanismen, die räumliche Gangparameter betreffen. Die Gangparameter mit Nucl. subthalamicus-Stimulation alleine liegen bereits im Bereich von denen gesunder Kontrollpersonen.