Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 29
DOI: 10.1055/s-2003-816432

Diffusionsgewichtete MR-Bildgebung – ein Prädiktor für das klinische Ergebnis nach akuter globaler zerebraler Hypoxie?

T Els 1, J Kassubek 1, J Klisch 1, R Kubalek 1, M Herpers 1, CH Lücking 1
  • 1Freiburg

Aufgrund der Verbesserungen der Intensivmedizin kommt es zu einem vermehrten Überleben von Patienten nach Herz-Kreislauf-Stillstand mit der häufigen Folge eines akuten apallischen Syndroms. Die prognostische Einschätzung ist klinisch häufig kaum möglich. Der Stellenwert der Bildgebung in der Prognoseabschätzung ist bisher nur gering. Konventionelle MR-Untersuchungen (MR-T) zeigen in der Akutphase meist einen unauffälligen Befund. Die diffusionsgewichtete MR-Bildgebung (DWI) ist allerdings in der Lage, durch den Energiemangel bedingte Wasserverschiebungen zwischen dem Extra- und Intrazellulärraum frühzeitig darzustellen. Wir untersuchten daher die Hypothese, ob die DWI in der Frühphase nach globaler zerebraler Hypoxie ein Prädiktor für das klinische Ergebnis ist. In einer prospektiven Studie wurden 15 Patienten mit einer akuten globalen zerbralen Hypoxie (<36h) eingeschlossen. Bei allen Patienten wurde eine umfangreiche MR-T (T1, T2, FLAIR, PWI, ADC und ADC-mapping) durchgeführt. Die Ergebnisse wurden mit dem mittels Koma-Remissions-Skala erhobenen klinischen Ergebnis nach 6 Monaten und den sensibel evozierte Potenzialen (Med-SEP) verglichen. Drei Patienten mit einer kompletten klinischen Erholung nach 6 Monaten zeigten weder die MR-T- noch die Med-SEP-Hinweise auf eine hypoxiebedingte zerebrale Schädigung. Bei 10 der verbleibenden 12 Patienten erbrachten die konventionellen MR-Untersuchungen keinen pathologischen Befund, bei 2 Patienten fanden sich Hyperintensitäten in den Basalganglien und Zeichen eines beginnenden globalen Hirnödems. In der DWI ergeben sich jedoch unterschiedlich ausgeprägte Hyperintensitäten im Zerebellum, den Basalganglien und dem okzipitalen und parietalen Kortex, begleitet von einem deutlichen ADC-Abfall. Im frontalen Kortex ergaben sich meist nur leichte Hyperintensitäten mit deutlich geringerem ADC-Abfall. Bei 3 von 12 zeigte sich ein bilateraler Verlust der Med-SEP, 2 von 12 ergaben einen einseitigen Verlust und 3 von 12 eine Latenzverzögerung und Amplitudenveränderung. Die übrigen vier zeigten unauffällige Med-SEP. Alle 12 Patienten entwickelten in der klinischen Verlaufsuntersuchung nach 6 Monaten ein apallisches Syndrom. Zusammenfassend zeigte sich in den vorliegenden Ergebnissen ein guter prognostischer Wert der DWI zur Prognoseerstellung bereits in der Frühphase nach einer globalen zerebralen Hypoxie. Allerdings sind zur weiteren Evaluierung der Methodik größere Patientenzahlen notwendig.