Klinische Neurophysiologie 2003; 34 - 10
DOI: 10.1055/s-2003-816413

Diabetische Neuropathie bei Patienten mit latentem autoimmunen Diabetes Erwachsener (LADA) im Vergleich zum klassischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes: eine neurophysiologische Studie

P Baum 1, W Hermann 1, A Wagner 1
  • 1Leipzig

In verschiedenen Studien wurde über eine niedrigere Inzidenz von diabetischen Komplikationen, so auch der diabetischen Neuropathie, nach kurzer Krankheitsdauer bei Typ-1-Diabetes im Vergleich zum Typ-2-Diabetes berichtet. Das Ziel unserer Untersuchungen war, die Prävalenz der diabetischen Neuropathie bei Patienten mit einem sich langsam manifestierenden Typ-2-Diabetes im Erwachsenenalter, dem sogenannten LADA-Typ (Latent autoimmune diabetes in adults) mit der des klassischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes zu vergleichen. Es wurden 37 Patienten mit Diabetes mellitus innerhalb der ersten 5 Jahre nach Diagnosestellung untersucht. Anhand der Autoantikörperbestimmung erfolgte die Zuordnung zu den einzelnen Untergruppen aufgrundlage der WHO-Klassifikation, so dass 14 Patienten dem Typ LADA, 9 Patienten dem Typ-1 und 14 Patienten dem Typ-2 zugeordnet wurden. Zur Erfassung einer diabetischen Neuropathie wurde folgendes Untersuchungsprogramm bei jedem Patienten durchgeführt: motorische ENG vom N. medianus und N. peroneus, sensible ENG vom N. medianus und N. suralis, Vibratometrie und Thermographie von der distalen unteren Extremität, kardiale autonome Funktionsuntersuchung mittels ProSciCard. Die LADA-Patienten zeigten signifikant bessere Ergebnisse hinsichtlich des kardiorespiratiorischen Refexindex (p=0,009) und des Kälteschwellenindexes (p=0,004). Die Indizes der motorischen und sensiblen ENG, der Wärmeschwellenindex und die Vibratometrie zeigten im Trend ebenfalls bessere Ergebnisse im Vergleich zu Typ-2-Diabetes. Zwischen den LADA-Patienten und den Typ-1-Diabetikern gab es hingegen keine signifikanten Unterschiede. LADA-Patienten sind im Frühstadium der Erkrankung weniger stark von einer diabetischen Neuropathie betroffen, als Typ-2-Diabetiker und verhalten sich demnach ähnlicher den klassischen Typ-1-Diabetikern, bei denen sich diabetische Komplikationen in der Regel später entwickeln.