Geburtshilfe Frauenheilkd 2003; 63 - P-E 03
DOI: 10.1055/s-2003-815258

Einfluss vorausgehender Schwangerschaften auf den Ausgang einer IVF/ICSI-Therapie – Erfahrungen aus 175.000 Zyklen

MS Kupka 1, RE Felberbaum 2, K Friese 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland

Zielsetzung: Ziel der Untersuchung war es, den Einfluss vorausgehender Schwangerschaften auf den Erfolg einer Behandlung im Bereich der humanen Reproduktionsmedizin zu ermitteln. Dabei wurden In-vitro-Fertilisationsversuche (IVF) analysiert mit und ohne Zuhilfenahme der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) und Behandlungen mit dem Transfer aufgetauter, zuvor kryokonservierter Pronuclei-Eizellen (cryopreserved embryo transfer, CPE).

Materialien und Methode: Es wurden Daten von 103 Deutschen IVF-Zentren im Zeitraum Januar 1998 bis Dezember 2000 ausgewertet. Insgesamt wurden 174.909 Behandlungszyklen analysiert. Die Daten wurden anonymisiert vom Deutschen IVF-Register zur Verfügung gestellt.

Ein multiples logistisches Regressionsmodell wurde eingesetzt. Untersucht wurden Kenngrößen wie Art der vorherigen Konzeption (mit oder ohne vorheriger reproduktionsmedizinischer Behandlung), Ausgang der Schwangerschaft, Dauer der Subfertilität, Alter der Frau und klinische Schwangerschaftsrate pro Punktion.

Ergebnisse: Mehr als eine vorausgehende Schwangerschaft war negativ korreliert zur Erfolgsrate einer IVF-Behandlung. Bei Patientinnen unter 35 Jahren verschwand diese Korrelation wieder. Eine Schwangerschaft durch eine IVF-Therapie war wahrscheinlicher bei Paaren mit einer vorausgehenden Schwangerschaft, die ebenfalls durch eine reproduktionsmedizinische Behandlung erzielt wurde – verglichen mit vorausgehenden spontanen Konzeptionen. Eine vorherige Lebendgeburt oder ein vorausgehender Abort hatten einen stärkeren positiven Einfluss auf die IVF-Erfolgsrate als eine vorausgehende Extrauterinschwangerschaft bzw. Interruptio.

Zusammenfassung: Die reproduktive Anamnese muss bei der Beratung von Paaren über die Erfolgsaussichten einer IVF-Therapie mit einbezogen werden. Das Alter der Frau, die Art einer vorausgehenden Konzeption und der Schwangerschaftsausgang zeigten signifikanten Einfluss auf die Erfolgsaussicht einer reproduktionsmedizinischen Therapie.