Geburtshilfe Frauenheilkd 2003; 63 - F-O 06
DOI: 10.1055/s-2003-815221

Effizienter Gentransfer in primäre Ovarialkarzinomzellen durch AAV (Adeno-assoziiertes Virus)-abgeleitete Genvektoren

C Kurzeder 1, B Koppold 1, H Buening 3, M Hallek 2, R Kreienberg 1, H Deissler 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Ulm, Deutschland
  • 2Medizinische Klinik III Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland
  • 3Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland

Zielsetzung: Unter den malignen Genitaltumoren der Frau besitzt das Ovarialkarzinom die höchste Mortalität. Innovative therapeutische Ansätze basierend auf einem Gentransfer immunstimulatorischer oder tumorsuppressiver Gene könnten in der Zukunft herkömmliche Therapien ergänzen. Ziel des Projektes war deshalb die Untersuchung von adenovirusfreien AAV Genvektorüberständen hinsichtlich ihrer Eignung für den Gentransfer in primäre Ovarialkarzinomzellen.

Materialien und Methoden: Die Auftreinigung des rekombinanten, EGFP (enhanced green fluorescent protein)-kodierenden AAV-Genvektors erfolgte nach Transfektion der Verpackungsplasmide in 293 Zellen ohne Co-Transfektion mit Adenoviren. Nach Transduktion verschiedener primärer Ovarialkarzinomzellinien mit diesem rekombinanten EGFP-AAV erfolgte eine Quantifizierung der Transgenexpression mittels Durchflusszytometrie. Darüber hinaus wurde die Transduktionseffizienz durch Co-Administration von Carboplatin oder durch vorausgehende Gammabestrahlung (Caesiumquelle) optimiert.

Ergebnisse: Mittels eines optimierten Verpackungsprotokolls für rAAV/EGFP konnte ein infektiöser Titer von 6×109 infektiöser Partikel pro ml erzielt werden. Nach Infektion der Zellinien MDAH 2774 und OVCAR3 (MOI 50) wurde eine Transgenexpression in 37,1±2,0% bzw. 77,0±1,2% der Zellen ereicht. In vier weiteren Zelllinien, die durch Kultur von malignen Ergüssen gewonnen werden konnten, lag die Transgenexpression zwischen 13,3±2,6 und 92,3±0,1%. Koadministration von Carboplatin oder vorausgehende Gammabestrahlung führte zu einer signifikanten, bis zu 3,5-fachen Steigerung der Transgenexpression in den Zellinien mit geringer Suszeptibilität gegenüber AAV-Transduktion.

Zusammenfassung: Die erzielten Transduktionsraten durch AAV-Gentransfer in Ovarialkarzinomzellinien sind beträchtlich, variieren jedoch stark. Der derzeit noch am häufigsten verwendete Vektor für Gentransferstudien in Ovarialkarzinomzellen ist das Adenovirus. AAV bietet im Vergleich zu diesem Vektortyp ein deutlich verbessertes Sicherheitsprofil und die Möglichkeit gezielter Manipulation des Tropismus durch Kapsidmodifikationen und stellt somit eine vielversprechende Alternative für zukünftige klinische Anwendungen dar.