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DOI: 10.1055/s-2003-815202
Wertigkeit der Glukosurie zur Detektion eines Gestationsdiabetes und Einfluss des Blutdruckes auf die Glukosurierate
Fragestellung Die Mutterschaftsrichtlinien sehen die regelmäßige Durchführung eines Urin-Glukosestix als Screeningttest auf einen Gestationsdiabetes vor. Die vorliegende Studie prüft die Wertigkeit dieser Methode.
Methodik: Zwischen dem 1. Juni 1997 und dem 5. Januar 2000 wurde bei 1001 Schwangeren, die sich in unserer Schwangerenberatung zur Geburt anmeldeten, vor dem 50-g-Glukose-Screeningtest eine Urin-Stix-Untersuchung auf Glukose (Multistix 10 SG® (Bayer®, München) durchgeführt. Schwangere mit einem Screeningwert >140mg/dl erhielten einen oralen Glukosetoleranztest. Evtl. bereits stattgefundene Glukosurie wurden anhand der Mutterpässe erhoben. Bei 349 konsekutiven Schwangeren erfolgte zusätzlich die Messung des Blutdruckes.
Ergebnisse Die Inzidenz des Gestationsdiabetes betrug 4,1% (37/912). 8,2% (82/1001) der Schwangeren hatten eine Glukosurie (36 vor dem Screening, 46 laut Mutterpass). 30/82 (37%) der Schwangeren mit Glukosurie hatten einen pathologischen Screeningtest (p=0.029). 7,1% (52/729) der gesunden Schwangeren und 10,8% (4/37) der Gestationsdiabetikerinnen hatten zumindest einmalig eine Glukosurie. Die Sensitivität der Glukosurie betrug demnach 10,8%, der positive Vorhersagewert 6,6%. Schwangere mit Glukosurie waren in einer signifikant höheren Schwangerschaftswoche (34,4±2,8 vs. 33,7±2,9, p=0.009) und hatten einen signifikant höheren diastolischen Blutdruck (79±9 vs. 71±9, p=0.005) als Schwangere ohne Glukosurie. Der 50-g-Glukose-Screeningtest zeigte hingegen nur eine Tendenz zu höheren Werten in der Gruppe der Schwangeren mit einer Glukosurie (131±23 vs. 127±24, p=0.073). Die multivariate Analyse zeigte einen signifikanten Einfluss des diastolischen Blutdruckes (p=0.016) und des 50-g-Glukose-Screeningtests (p=0.032), während das Schwangerschaftsalter keinen Einfluss mehr aufwies (p=0.673).
Diskussion Der Glukosestix ist zur Detektion des Gestationsdiabetes ungeeignet. Diese Untersuchung unterstreicht die Notwendigkeit eines generellen Screenings auf einen Gestationsdiabetes.