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DOI: 10.1055/s-2003-815151
Klonalität und Immortalisierung – zwei pathogenetische Prinzipien der Kanzerogenese. Molekularbiologische Evaluation von präinvasiven und invasiven Tumoren der Cervix uteri und des Ovars
Zielsetzung: Tumorentstehung wird als mehrstufiger Prozess verstanden, der mit der unkontrollierten Proliferation von Zellen beginnt und über klonale Selektion und Immortalisierung zur Entwicklung einer invasiven und metastasierenden Neoplasie führt. Die zunehmende Kenntnis der molekularen Mechanismen macht die Überprüfung etablierter pathogenetischer Konzepte erforderlich. Mit dieser Zielsetzung wurden Klonalität und Immortalisierung in HPV-induzierten Zervixläsionen sowie in präinvasiven und invasiven Tumoren des Ovars untersucht.
Materialien und Methoden: Der HUMARA-Assay (Human Androgen Receptor) wurde zum Nachweis einer differentiellen X-Chromosomeninaktivierung durchgeführt, um monoklonale von polyklonale Läsionen zu unterscheiden. Der Nachweis von Telomeraseaktivierung, als Hinweis für Immortalisierung, erfolgte über die Bestimmung von Telomeraseaktivität und Expressionsanalysen der Telomerase-RNA und ihrer katalytischen Untereinheit. Die HPV-Typisierung erfolgte durch PCR und der Nachweis von HPV-Onkogenen durch RNA/RNA-in-situ-Hybridisierung.
Ergebnisse: 26 bilaterale Ovarialkarzinome (10 FIGO I, 16 FIGO III/IV) waren monoklonal und zeigten beidseits ein identisches Inaktivierungsmuster. Telomeraseaktivität fand sich in 13/16 Ovarialkarzinomen, 9/10 Borderlinetumoren und 3/11 Zystadenomen des Ovars (p<0,002). 24/25 CIN3 und 54/79 CIN1 waren monoklonal. Eine enge Korrelation zeigte sich zwischen Klonalität und HPV-Typ (p<0,001). Telomeraseaktivierung fand sich in 6/14 CIN1, 31/41 CIN3 und 25/29 Zervixkarzinomen. Es bestand eine signifikante Korrelation zwischen viraler Onkogenexpression, Telomeraseaktivierung und histologischem Differenzierungsgrad (p<0,0001).
Zusammenfassung: Klonalitätsanalysen können zur Differenzierung von unizentrischen und multizentrischen Tumoren beitragen. Die Ovarialkarzinome erwiesen sich ausnahmslos als unizentrisch. Immortalisierung geht der neoplastischen Transformation von malignen Ovarialtumoren voraus. Entgegen früherer Konzepte sind Zervixdysplasien nicht Ausdruck eines sich zum invasiven Karzinom entwickelnden Kontinuums. Sie umfassen biologisch heterogene Läsionen mit einem unterschiedlichen Progressionspotential. Ihre klinische Variabilität erklärt sich durch ihre unterschiedlichen intrinsischen biologischen Eigenschaften.