Suchttherapie 2003; 4(4): 183-191
DOI: 10.1055/s-2003-45524
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Effektivität verhaltenspräventiver Interventionen zur Suchtvorbeugung

Effectiveness of Behavioural-Based Drug Prevention MeasuresReiner Hanewinkel1 , Gudrun Wiborg1
  • 1Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT-Nord, Kiel
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Publication Date:
12 January 2004 (online)

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Zusammenfassung

Anliegen: Wirksamkeitsanalyse verhaltenspräventiver Interventionen. Methode: Metaanalysen, Überblicksarbeiten und Einzelstudien zur Evaluation von schulbasierten, familien- und gemeindeorientierten Interventionen sowie massenmediale Kampagnen werden vorgestellt. Ergebnisse: Mehrere hundert kontrollierte prospektive Studien wurden publiziert. Die überwältigende Mehrheit der Studien untersucht die Effekte von universellen präventiven Interventionen im schulischen Kontext. Die Wirksamkeit der Programme variiert in Abhängigkeit der psychotropen Substanz bei interaktiven Programmen zwischen d = 0,13 bis d = 0,26. Bei nicht interaktiven Programmen ist lediglich ein Wissenseffekt, aber kein Einstellungs- oder Verhaltenseffekt feststellbar. Die Effekte schulbasierter interaktiver Präventionsprogramme vergrößern sich, wenn auch die Gemeinde und die Familie mit einbezogen werden (d = 0,27). Die wenigen methodisch ausgereiften Studien, die zu familien- und gemeindebezogenen Programmen vorliegen, sind viel versprechend. Evaluationen massenmedialer Kampagnen deuten an, dass diese als unterstützendes Element den Effekt verhaltenspräventiver Interventionen in der Schule, der Familie oder Gemeinde wahrscheinlich verstärken können. Schlussfolgerungen: Verhaltenspräventive Interventionen der Suchtprävention können wirksam sein. Eine Herausforderung an das Gesundheitswesen ist es, diese auf qualitativ hohem Niveau auszuweiten und in ein Gesamtkonzept der Suchtprävention einzubinden. Hinsichtlich der systematischen Evaluation von suchtpräventiven Maßnahmen ist festzustellen, dass in Deutschland im Vergleich zu den Standards angloamerikanischer Staaten erheblicher Nachholbedarf vorhanden ist.

Abstract

Aim: This study provides an overview of the scientific research examining the effects of behavioural-based drug prevention programmes. Method: Meta-analyses, systematic reviews and examples of studies to evaluate the effectiveness of school-based, family- and community-based interventions as well as mass-media campaigns are presented. Results: Several hundreds controlled prospective studies have been published. Most research has been conducted in the school-based universal drug prevention area. The effects for interactive school-based programmes vary from d = 0.13 to d = 0.26 in dependence of the substance, while the non-interactive did not produce any changes in attitudes and drug use, only increasing drug-related knowledge. Effects can be increased, when community and family are involved in the programme (d = 0.27). The very few methodological well-designed studies to examine the effects of family- and community-based programs are promising. Evaluations of mass-media prevention campaigns suggest that these campaigns may be able to increase the effects of other interventions in different settings. Conclusions: Behaviour-based drug prevention programmes can be effective. It could be a major challenge for our health systems to disseminate the programmes on a high quality level and to integrate them into an overall drug prevention concept. Germany lags behind Anglo-American research and has an urgent need for well-designed studies on the effectiveness of drug-prevention programmes.