Aktuelle Rheumatologie 2003; 28 - F_6
DOI: 10.1055/s-2003-45070

Therapiekontinuität bei der juvenilen idiopathischen Arthritis

K Minden 1, M Niewerth 2, G Ganser 3, RM Küster 4, D Möbius 5, I Foeldvari 6, A Zink 2
  • 1II. Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Helios Klinikum Berlin-Buch
  • 2Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Berlin
  • 3St. Josef-Stift, Sendenhorst
  • 4Rheumaklinik, Bad Bramstedt
  • 5Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Carl Thiem-Klinikum, Cottbus
  • 6Kinder- und Jugendrheumatologische Sprechstunde, Allgemeines Krankenhaus Eilbek, Hamburg, Deutschland

Therapiecompliance ist ein wesentliches Problem bei der komplexen Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen. Anhand der Daten der Kinderkerndokumentation wurden Therapiecompliance bzw. -kontinuität bei der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) untersucht.

Anhand der Querschnittdaten der Kinderkerndokumentation 2001 wurde die Therapiecompliance untersucht. Berücksichtigt wurden nur die Daten behandelter JIA-Patienten. Die Angaben der Patienten auf einer 3-stufigen Likert-Skala zur Compliance in Bezug auf Medikamenteneinnahme, Durchführung von Krankengymnastik und Tragen von Schienen wurden ausgewertet, Einflussfaktoren auf die Medikamenten-Compliance mittels logistischer Regression ermittelt. Mithilfe der Längsschnittdaten von 1999 bis 2001 wurde anhand der Kaplan-Meier Methode die Therapiekontinuität unter Basismedikamenten geprüft.

Von den insgesamt etwa 2500 im Jahr 2001 dokumentierten JIA-Patienten wurden drei Viertel entweder mit NSAR (60%), Krankengymnastik (67%) und/oder Basismedikamenten (46%) versorgt. 34% der behandelten Patienten gaben an ihre Medikamente unregelmäßig oder gar nicht einzunehmen. Signifikante Unterschiede bestanden zwischen den einzelnen JIA-Subgruppen (p=0,006): Patienten mit systemischer Arthritis gaben die höchste Medikamenten-Compliance an (80%), Patienten mit Enthesitis-assoziierter Arthritis die geringste (60%). Die Medikamenten-Compliance nahm außerdem mit zunehmender Krankheitsdauer ab (p=0,000): lag sie bei maximal 3-Jahres-Kranken bei 76%, fiel sie bei den mehr als 10-Jahres-Kranken auf 57%. Noch ungünstiger stellte sich die Compliance in Bezug auf Krankengymnastik und das Tragen von Schienen dar: hier berichteten 76% bzw. 75% aller JIA-Patienten non-compliant zu sein.

Von 319 JIA-Patienten, die 1999 eine bestimmte Basistherapie erhielten, befanden sich zwei Jahre später nur noch 53% unter dieser Therapie: bei 26% war sie durch ein anderes Basismedikament ersetzt, bei 21% beendet worden. Gründe für den Therapieabbruch waren eine Remission in 74% der Fälle, andere Ursachen in 24% und Therapie-Nebenwirkungen in nur 2%.

Bereits bei direkter Patientenbefragung wird offenbar, dass Non-Compliance vor allem in der JIA-Langzeitbehandlung eine große Rolle spielt. Therapie-Nebenwirkungen scheinen bezüglich der Therapiekontinuität bei Kindern und Jugendlichen mit JIA von untergeordneter Bedeutung zu sein.