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DOI: 10.1055/s-2003-45029
CINCA-Syndrom: Molekulargenetisch gesichert
Das CINCA-Syndrom ist eine sich schon bei Geburt manifestierende chronisch-entzündliche Multisystemerkrankung. Bei einem jetzt 12-jährigen Mädchen wurde beginnend in der 2. Lebenswoche ein makulöses urticarielles Exanthem auffällig, welches in unterschiedlicher Ausbreitung und Intensität seither persistiert. Im 2. Lebensjahr wurden polytope Infektionen und Fieberschübe beobachtet, begleitet von extrem erhöhten humoralen Entzündungsparametern (BSG++, CRP++, Leukozytose, Anämie, polyklonale Stimulierung von IgM und IgG sowie erhöhte zirkulierende IgM- und IgG-Immunkomplexe). Nach Primärmanifestation einer exsudativen Oligoarthritis und Calcaneusentzündung im 4. Lebensjahr, Beginn einer Therapie mit Corticoiden und NSAR. Hautbiopsie: Perivasale und interstitielle lymphomonozytäre Infiltrate mit urticarieller Note und entlang der Basalmembran IgM- und C3-Ablagerungen.
Verlauf: Nach 10-jähriger Beobachtung fällt auf, dass jährlich zwischen 1–4 schwere Entzündungsschübe auftraten, meist induziert durch virale oder bakterielle Infektionen, die nur durch konventionelle oder Hochdosiskortikoidgaben beherrscht werden konnten. Innerhalb weniger Tage normalisierten sich die klinischen Symptome und die Entzündungswerte. Umgekehrt führte sowohl eine rasche als auch verzögerte Kortikoiddosisreduzierung zum redundanten Anstieg der entzündlichen Parameter mit konsekutiver klinischer Verschlechterung. Erst im Alter von 8 Jahren wurde die Diagnose CINCA-Syndrom auf der Basis von bisher 4 Meningitisschüben gestellt. Der Reiberquotient wies mehrfach auf eine lokale, intrathekale IgM- und IgG-Synthese hin. Während Antibiotika ineffektiv waren, führten Methylprednisolonbolusgaben stets zur prompten Remission. Obwohl der Einsatz von Azathioprin und Ciclosporin den Gesamtprozess nicht grundlegend beeinflusst hat, hat sich die Zahl der Schübe pro Jahr deutlich reduziert. Eine wiederholte selektive glomeruläre Proteinurie basiert nierenbioptisch auf mesangialer Hyperzellularität und Matrixzunahme. Im Bereich der zellulären Immunität zeigten sich, trotz Fehlens multipler Auto-AK, leichtere Störungen. Eine dezente nasale Papillenschwellung mit Unschärfe sowie Hochtonstörung des Gehörs machen deutlich, dass auch Auge und Ohr involviert sein können. Aktuell konnte bei der Patientin durch Detektion einer hot-spot Spontanmutation im CIAS1-Gen auf Chromosom 1 das klinische CINCA-Syndrom auch genetisch gesichert werden.