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DOI: 10.1055/s-2003-44683
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Die Behandlung von Beugesehnenverletzungen im Kindesalter[*]
The Treatment of Flexor Tendon Injuries in ChildrenPublication History
Eingang des Manuskriptes: 7. Februar 2003
Angenommen: 1. Oktober 2003
Publication Date:
17 December 2003 (online)
Zusammenfassung
Das Ziel nach Beugesehnenverletzungen muss das Erreichen einer Restitutio ad integrum sein. Dies gilt nicht nur für Erwachsene, sondern erst recht beim Kind, mit eingeschlossen das Kleinkind.
So sollen auch beim Kind durchtrennte Beugesehnen primär oder verzögert primär versorgt werden, wie dies meist durchgeführt wird. Die oft geübte postoperative Immobilisierung aller Finger einer kindlichen Hand durch einen Faustverband lehnen wir strikt ab und empfehlen die Ruhigstellung mittels eines modifizierten Kleinert-Gipses. Um den Anforderungen der Behandlung einer kindlichen Beugesehnendurchtrennung nachzukommen, haben wir an der Universitätsklinik für Kinderchirurgie in Graz vor über zehn Jahren ein kindgerechtes Therapieschema erstellt und nunmehr unsere Ergebnisse nach dieser Zeit evaluiert. Dabei soll die Frage, und dies ist der Inhalt dieser Studie, geklärt werden, ob dieses Schema in jeder Altersgruppe und ob im Speziellen die dynamische Nachbehandlung mit einem von uns modifizierten Kleinert-Gips ebenfalls in jedem Alter anwendbar ist.
Es wurden 211 durchtrennte Beugesehnen bei 103 Kindern im Alter von neun Monaten bis 18 Jahren (Median: 7 Jahre) behandelt. 193 verletzte Beugesehnen wurden sofort oder innerhalb von 48 Stunden versorgt. Wir verwendeten meist die Nahttechnik nach Kirchmayr-Zechner. Die postoperative dynamische Schienung mittels des modifizierten Gipses wurde auch beim Kleinkind angewandt. Wir glauben, dass nur so das Ziel, nämlich die volle Beweglichkeit innerhalb von drei Monaten wieder zu erlangen, erreicht werden kann. 95 % der 173 nachuntersuchten Beugesehnen kamen nach den Kriterien von Buck-Gramcko zu einem guten bis sehr guten Ergebnis.
Abstract
Full functional recovery must always be the aim of flexor tendon reconstruction. This not only applies to adults, but particularly to infants. As customary, also in a child a severed flexor tendon should be attended immediately or with only a short delay. However, we definitively reject a bandaged fist of a hand and rather recommend demobilisation by a modified Kleinert plaster. At the University Clinic for Paediatric Surgery in Graz over ten years ago we established a therapeutic protocol dedicated to infants, which we evaluated recently. In this study questions addressed were whether this treatment regimen is applicable for all age groups, notably whether the dynamic post operative treatment with a modified Kleinert plaster is always advisable. A total of 211 severed flexor tendons in children from nine months to 18 years (median 7 years) were treated. 193 lesions were either reconstructed immediately or within 48 hours. As a rule we apply the Kirchmayr-Zechner suturing procedure. We believe that the desired full mobility can thus be obtained within three months. In 95 % of the 173 cases followed-up we achieved this goal with good or even excellent results according to Buck-Gramcko's criteria.
Schlüsselwörter
Beugesehnenverletzung - postoperative Behandlung - Kind
Key words
Flexor tendon lesion - postoperative treatment - children
1 Nach einem Vortrag auf dem 43. Symposium der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie vom 23. bis 28. Oktober 2002 in Wien
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1 Nach einem Vortrag auf dem 43. Symposium der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie vom 23. bis 28. Oktober 2002 in Wien
Dr. med. Heidi Friedrich
Universitätsklinik für Kinderchirurgie Graz
Auenbruggerplatz 34
8036 Graz
Österreich
Email: heidi.friedrich@klinikum-graz.at