NOTARZT 2003; 19(3): 123-124
DOI: 10.1055/s-2003-39538
Fortbildung
Der toxikologische Notfall
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Asthmaanfall bei Grippe?

F.  Martens1
  • 1Charité, Campus Virchow Klinikum, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin (Direktor: Prof. Dr. Ulrich Frei), Berlin
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 May 2003 (online)

Der Fall

Unter dem Stichwort „schwere Atemnot” wird der Notarzt in den späten Abendstunden in eine Wohnung gerufen. Der 35-jährige Patient sitzt auf einem Stuhl und hat beide Arme auf dem Küchentisch aufgestützt. Er klagt über Kopfschmerz, Schweißausbrüche, Hustenanfälle mit Luftnot, Brustenge, Muskelschmerzen und Schüttelfrost seit etwa einer Stunde. Zur Anamnese berichtet der Patient, dass er in den letzten Jahren immer gesund gewesen sei. Als Jugendlicher hätte er gelegentlich Asthmaanfälle gehabt. Diese seien jedoch seit Jahren nicht mehr aufgetreten. Medikamente nähme er nicht ein, er rauche jedoch etwa 30 Zigaretten pro Tag.

Bei der Untersuchung fällt eine pulsoxymetrisch gemessene Sättigung von 90 % auf, die sich nach Gabe von Sauerstoff normalisiert. Über beiden Lungen ist Giemen hörbar. Da sich der Patient fiebrig anfühlt, wird die Körpertemperatur gemessen und ergibt axillär einen Wert von 39,5 °C.

Der Notarzt vermutet einen grippalen Infekt mit Bronchitis, die zu dem asthmaähnlichen Zustand geführt hat und injiziert langsam insgesamt 400 mg Theophyllin sowie Prednisolon. Trotz dieser Maßnahmen verringert sich die pulmonale Spastik nicht. Daher entschließt er sich, den Patienten in eine Klinik einzuweisen. Beim Gespräch während des Transportes berichtet der Patient, dass er bei einer Abbruchfirma tätig sei und am gleichen Tage mehrere Stunden damit verbracht habe, einen mit Metall ausgekleideten Einstiegsschacht mit Hilfe von Schweißbrennern abzureißen.

In der Klinik wird eine Röntgenaufnahme des Thorax angefertigt, die einen unauffälligen Befund ergibt. Laborchemisch zeigt sich eine Leukozytose von 19 000/mm3 bei jedoch normalem C-reaktivem Protein. In den nachfolgenden Stunden bilden sich alle vom Patienten geschilderten Beschwerden komplett zurück und er kann nach 16 Stunden Krankenhausaufenthalt mit der Diagnose „Metalldampffieber” wieder nach Hause entlassen werden.

Literatur

  • 1 Blanc P D. Inhalation fever, American college of chest physicians. 1997, http://www.chestnet.org/education/online/pccu/vol12/lesson01.php
  • 2 Barbee J Y. et al . Acute respiratory distress syndrome in a welder exposed to metal fumes.  South med J. 1999;  92, 5 510-512

Priv.-Doz. Dr. Frank Martens

Charité · Campus Virchow Klinikum · Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin · Klinik für Nephrologie und internistische Intensivmedizin

Augustenburger Platz 1

13353 Berlin

Email: frank.martens@charite.de