Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2003-39376
Sterbehilfe und Sterbebegleitung in der Pädiatrischen Onkologie
Euthanasia and Caring for the Dying in Pediatric OncologyPublication History
Publication Date:
02 June 2003 (online)
Zusammenfassung
Die Kinderonkologie hat in den vergangenen 30 Jahren für alle Tumoren Therapiekonzepte entwickelt. Trotzdem stirbt noch etwa ein Drittel der Kinder an den Folgen ihrer malignen Erkrankung. Deshalb ist es notwendig, dass sich der Kinderonkologe auch mit dem Sterben der Kinder auseinandersetzt und für die Betreuung der Kinder und ihrer Familien ebenfalls Konzepte erarbeitet. Die Betreuung der krebskranken Kinder hört nicht mit dem Ende der Therapie, sondern erst mit ihrem Tod auf, und gerade während des letzten Lebensabschnittes bedürfen diese Kinder und ihre Familien einer besonders intensiven Betreuung. Da die meisten Kinder vorziehen, zu Hause zu sterben, müssen auch dafür Konzepte vorhanden sein, wie man ihnen auch dort, eventuell in Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen, beistehen kann. Dazu gehört natürlich auch eine adäquate Schmerztherapie, die aber in den meisten Fällen möglich ist. Basis für eine optimale Betreuung ist eine große Offenheit gegenüber den Kindern, die schon zu Beginn der Behandlung etabliert werden muss und auf der dann auch in schwierigen Zeiten aufgebaut werden kann. „Niemals zu lügen” muss die oberste Leitlinie sein. Lässt man die Patienten in der Sterbezeit nicht alleine, wird der Ruf nach einer tödlichen Spritze eine Ausnahme bleiben. Erfolgt er doch, ist er meist eher Ausdruck der Verzweiflung der Eltern und ein Appell an uns, ihnen beizustehen. Ist zur Linderung starker Schmerzen ein erhöhter Einsatz von Medikamenten notwendig, muss eventuell eine Verkürzung des Lebens um Stunden in Kauf genommen werden. Dabei handelt es sich aber nicht um Töten auf Verlangen oder um aktive Sterbehilfe.
Abstract
During the last 30 years pediatric oncology has developed therapeutic schemes for all kinds of tumors. Nevertheless, a third of the children suffering from malignancies have still to die. Therefore it is necessary to develop concepts, how to deal with the death of children and how to care for them and their families during the dying process, because the responsibility for these children does not end at the point of finishing therapy, but at the time of their death. Especially during this last part of life these children and their families need an extremely intensive care. Since most of the children want to die at home, we must also be able to care for them there, possibly in cooperation with a local colleague. This, of course, requires an adequate therapy against pain which is possible in most cases. The basement for an optimal care is to be very open to the children. If this openness is established right at the beginning of therapy it will later serve to cope with difficult situations. „Never to lie” is the most important principle. If the patients are not left alone during the dying process the claim for a final injection will be an exception. However, if euthanasia is required, it is rather an expression of despair and a cry for help. The application of very high doses of medicine, necessary in order to prevent pain, might lead to a shortening of life time. This is neither killing on demand nor euthanasia.
Schlüsselwörter
Kinderonkologie - menschenwürdiges Sterben - Sterbekonzepte - Schmerztherapie - Sterbehilfe - Sterbebegleitung - Ehrlichkeit
Key words
Pediatric oncology - humane dying - dying-concepts - alleviation of pain - euthanasie - caring for the dying - openness
Literatur
-
1 Freud A.
Kranke Kinder. Ein psychoanalytischer Beitrag zu ihrem Verständnis. Frankfurt/M; 1972 -
2 Freud A, Bermann T.
Kranke Kinder, ein psychoanalytischer Beitrag zu ihrem Verständnis. Frankfurt/M; 1972 -
3 Freud S.
Traumdeutung/Über den Traum. Leipzig und Wien; 1900 -
4 Kübler-Ross E.
Reif werden zum Tode. Stuttgart; 1976 -
5 Piaget J.
Das Weltbild des Kindes. Frankfurt/M; 1980 -
6 de Rudder B.
Über Erkenntnisschichten und Axiome heutiger Medizin. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift. 1950 75 -
7 Spranger E.
Psychologie des Jugendalters. Heidelberg; 1924
Prof. Dr. med. D. Niethammer
Abteilung Kinderheilkunde I, Universitätsklinik für Kinderheilkunde
Hoppe-Seyler-Straße 1
72076 Tübingen