Die Ressourcenforschung, die den protektiven Einfluss von Handlungen, Objekten und
Strukturen auf die Gesundheit analysiert, stützt sich theoretisch auf das Salutogenesemodell
von Aaron Antonovsky. Im Beitrag werden zunächst drei methodische und konzeptionelle
Probleme beleuchtet, die sich aus dem Kontrast zur Risikoforschung ergeben: die fehlende
Operationalisierung des Gesundheitspols, die konzeptionelle Trennung von Indikatoren
der Gesundheit einerseits und Einflussfaktoren auf die Gesundheit andererseits sowie
das Verhältnis von Risiken und Ressourcen. Im zweiten Teil werden die Ansatzpunkte
für Gesundheitsförderungsmaßnahmen diskutiert, die sowohl auf personaler, auf Mikro-
und Mesoebene sowie auf Makroebene liegen können. Zukünftig müssen die Interventionen
der verschiedenen Ebenen stärker ineinander greifen, und es müssen auf theoretischer
und praktischer Ebene Schnittstellen zu anderen Akteuren gesucht werden. Abschließend
wird die Notwendigkeit einer stärkeren Evidenzbasierung in der Gesundheitsförderung
betont und es werden die Schritte zu einer Qualitätssicherung und Evaluation beleuchtet.
Abstract
Studies analysing resources refer to Aaron Antonovsky’s salutogenetic theory. Contrasting
risk research and salutogenesis, three problems concerning methodology and concepts
are illustrated in this paper: the lack of a positive definition of health, the conceptual
gap between indicators of health and influencing factors, and the relation between
risk and resources. Starting points to promote health focussing on personal, micro,
meso and macro levels are discussed in the second section of the paper. Future interventions
will have to interact on different levels and in theory and practice interfaces with
other experts will have to be defined. The paper concludes with a plea for developing
a health promotion scheme based on evidence.
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1 Die Begriffe „Ressource” und „Schutzfaktor” werden häufig synonym verwandt, obwohl
hinter ihnen unterschiedliche Wirkmechanismen stehen: „Schutzfaktor” verweist auf
einen moderierenden Effekt, denn er wirkt nur als Puffer beim Auftreten eines Risikofaktors
(Beispiel: die Wirkung sozialer Unterstützung bei der Genesung nach einer Erkrankung).
„Ressource” hingegen bezieht sich auf die direkten Effekte eines Faktors, etwa wenn
die Einbindung in ein soziales Netz das Wohlbefinden steigert (siehe z.B. die Diskussion
um die direkten und moderierenden Effekte sozialer Unterstützung bei Shumaker & Brownell
[4], Cohen & Wills [5]).
2 Damit bleibt allerdings die Frage ungeklärt, wie der Gegenpol operationalisiert werden
könnte, anders formuliert: Wie lässt sich das Gegenstück zu sozialem Wohlbefinden
fassen und was ist „soziale Krankheit”?
3 Ein ähnlicher Standpunkt wird in der Psychotherapieforschung vertreten: „Das Prinzip
der Ressourcenaktivierung ... entspricht mehr einer therapeutischen Haltung als einer
therapeutischen Technik” (Grawe & Grawe-Gerber, 1999, S. 63 [24], Hervorhebung im
Original).
4 http://www.eundc.de
5 Bislang fehlen solche praxistauglichen Anleitungen noch weitgehend. Eine Ausnahme
bildet die Variable Geschlecht, der im Zuge der Diskussion um Gender Mainstreaming
mittlerweile verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt wird. Für Handreichung für die Public-Health-Forschung
siehe Eichler, Fuchs u. Maschewsky-Schneider [35], für die Praxis siehe Jahn u. Kolip
[36].
6 http://thecommunityguide.org
Prof. Dr. Petra Kolip
Human- und Gesundheitswissenschaften, Fachbereich 11, Universität Bremen