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DOI: 10.1055/s-2003-37053
Kurt-Alphons Jochheim Ehrenherausgeber der Zeitschrift „Die Rehabilitation”
Kurt-Alphons Jochheim Honorary Editor of the Journal “Die Rehabilitation”Publication History
Publication Date:
31 January 2003 (online)
In den letzten Jahren hat „Die Rehabilitation” ihren Charakter verändert. In Anbetracht einer immer stärker werdenden wissenschaftlichen Fundierung der rehabilitativen Versorgung lag es nahe, dass sich die führende Zeitschrift dieses Bereiches auch deutlicher wissenschaftlich positioniert. Ein solcher Veränderungsprozess kann nur schrittweise vollzogen werden, wenn beides erreicht werden soll: die bisherigen Leser und Autoren zu halten und gleichzeitig neue zu gewinnen. Auf der personellen Ebene empfiehlt sich in einer solchen Situation ebenfalls einerseits Kontinuität, andererseits aber auch Veränderung und Erneuerung. So veränderte sich 1998 die Zusammensetzung des Herausgeberkreises deutlich. Einige langjährige Mitglieder schieden aus und stärker rehabilitationswissenschaftlich orientierte Kollegen rückten nach. Für Konstanz steht in all den Jahren vor allem eine Person - Kurt-Alphons Jochheim. Es klingt fast unglaublich: Mehr als 40 Jahre hat er als Herausgeber, die längste Zeit davon als federführender Herausgeber, den Charakter der „Rehabilitation” geprägt. Zum Jahreswechsel 2002/2003 legt er dieses Amt nieder. Paul W. Schönle wird seine Funktion übernehmen. Ein passender Zeitpunkt, um das Lebenswerk einer Person zu würdigen, die ohne Zweifel in der Nachkriegsphase die Entwicklung der medizinischen und medizinisch-beruflichen Rehabilitation in Deutschland entscheidend mitgestaltet hat.
Nach seiner ärztlichen Aus- und Weiterbildung in Hamburg wechselte Kurt-Alphons Jochheim bereits 1950 an seinen späteren langjährigen Wirkungsort, die Universitätsklinik Köln. Bereits zu dieser Zeit begann er dort, sich mit neuro-rehabilitativen Fragestellungen wissenschaftlich zu befassen. Nach einem zwischenzeitlichen Forschungsaufenthalt in den USA habilitierte er sich 1958 mit einer Schrift über „Grundlagen der Rehabilitation in Deutschland” für das Fach Neurologie und Psychiatrie. 1964 wurde er zum Professor für Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule Köln berufen und übte danach zeitgleich zwei Leitungsfunktionen aus, nämlich die am Institut für Rehabilitation und Behindertensport der Sporthochschule Köln wie auch am Rehabilitationszentrum der Universität zu Köln.
Sein umfangreiches wissenschaftliches Werk deckt ein großes Spektrum der medizinischen, schulisch-beruflichen und sozialen Rehabilitation ab. Er hat sich aber ebenso mit Fragen der Aus- und Fortbildung von Fachkräften und mit der Gestaltung des Behindertensports intensiv wissenschaftlich befasst. Lange bevor Fragen der Ergebnisevaluation und der Evidenzbasierung von Rehabilitation als wichtige Zielperspektiven der Rehabilitationsforschung definiert wurden, hat er diese Perspektive in den Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Forschung gestellt. Die von ihm angestoßenen Diskussionen und dargelegten Positionen zu Problemen behinderter Menschen haben die Gestaltung von Rehabilitationsmaßnahmen stark beeinflusst. Beeindruckend und für die heutige Rehabilitationsforschung vorbildlich ist auch die Tatsache zu werten, dass Kurt-Alphons Jochheim sich immer als ein stark international orientierter und vernetzter Rehabilitationsmediziner und -forscher verstanden hat. Dies schlägt sich nicht nur in seinen zahlreichen, vor allem englischsprachigen Veröffentlichungen, sondern auch in der Übernahme von Leitungsfunktionen in internationalen Fachgesellschaften nieder. So war er Präsident von „Rehabilitation International” (1972 - 1976) und Präsident der „Zweiten Europäischen Konferenz für Rehabilitationsforschung” 1985.
Kurt-Alphons Jochheim hat sich viele Jahre lang in hohem Maße auch rehabilitationspolitisch engagiert. Zu nennen sind hier seine Tätigkeit als Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für die Rehabilitation Behinderter (1967 - 1992) und in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien, so z. B. in Kommissionen der Bundesregierung, der WHO (ICIDH), des Europarats sowie in der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation und in verschiedenen Behindertenorganisationen.
Die Liste seiner Ehrungen ist beeindruckend: Reichsbund-Preis (1978), Poppelreuter-Medaille (1978), Bundesverdienstkreuz Erster Klasse (1984) und Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1995), Salomon-Neumann-Medaille (1995), Ehrenpräsidentschaft der Europäischen Föderation für Rehabilitationsforschung und kürzlich die Ehrendoktorwürde der Fakultät Rehabilitationswissenschaften der Universität Dortmund.
Die vorgehenden Beschreibungen berücksichtigen noch nicht sein über vier Jahrzehnte dauerndes einflussreiches Wirken für die Zeitschrift „Die Rehabilitation”. Dies reicht von der inhaltlichen Schwerpunktsetzung über die Komposition der einzelnen Hefte bis hin zur Beurteilung zahlloser Manuskripte. Die Zeitschrift ist deshalb zu Recht eng mit seinem Namen verbunden. Dafür sei ihm im Namen aller Herausgeber herzlich gedankt. Auch wenn Kurt-Alphons Jochheim sein bisheriges Amt als federführender Herausgeber jetzt niederlegt, mag der Herausgeberkreis auf seine Kompetenz und sein Engagement nicht verzichten. Wir hoffen und erwarten daher, dass er in seiner neuen Funktion als Ehrenherausgeber die Arbeit der Zeitschrift weiter unterstützt und mitgestaltet.
Für die Herausgeber Uwe Koch