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DOI: 10.1055/s-2002-33854
Aktualisierte Empfehlungen zur spezifischen Immuntherapie
Updated Recommendations on Specific ImmunotherapiePublikationsverlauf
Publikationsdatum:
06. September 2002 (online)
Im letzten Heft des Allergo-Journals wurden unter Federführung von J. Sennekamp aktualisierte Empfehlungen zur spezifischen Immuntherapie (SIT) des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie publiziert [1]. Da in den letzten Jahren wesentliche neue Erkenntnisse zu den dabei wirksamen Immunmechanismen gewonnen wurden und kontrollierte Studien die Therapieerfolge bei Pollen- und Insektengiftallergien belegen konnten, erschien es in der Tat angebracht, die zuletzt 1995 publizierten Empfehlungen zu aktualisieren.
Bewusst wird nicht mehr von Hyposensibilisierung (oder Desensibilisierung) gesprochen, sondern allgemein hat sich die Bezeichnung spezifische Immuntherapie für dieses Behandlungsverfahren durchgesetzt. Die folgenden praktischen Hinweise zur Durchführung, die neu in die Empfehlungen aufgenommen wurden, sollen erwähnt werden:
Eine Dosisreduktion ist bei Anbruch einer neuen Flasche nicht mehr erforderlich, da die heutigen Extrakte als standardisiert und bei Kühlschranktemperatur gut haltbar gelten. Eine medikamentöse Therapie mit ACE-Hemmer wird nicht mehr als Kontraindikation aufgeführt, da die ersten Hinweise auf eine erhöhte Anaphylaxie-Gefahr unter dieser Therapie keine weitere Bestätigung fanden. Unverändert gültig ist die Kontraindikation bei medikamentöser Therapie mit Immunsuppressiva und Beta-Blockern (auch Augentropfen). Neu ist auch der Hinweis, dass die Immuntherapie nur von allergologisch erfahrenen weiter- und fortgebildeten Ärzten verschrieben und angewendet werden darf, hierauf wird heute in den Beipackzetteln eines jeden Allergenextraktes ausdrücklich hingewiesen.
Das Expertengremium konnte sich noch nicht dazu durchringen, die sublinguale Immuntherapie zu empfehlen. Begründet wird dies damit, dass die Langzeitwirkung noch ungeklärt ist, die optimalen Allergendosen noch nicht bekannt sind und die Kosten für den Allergenkontrakt erheblich höher liegen. Die Notfallbehandlung bei Allgemeinreaktion wird ausführlich dargestellt. Dabei empfehlen die Experten nicht mehr die Anwendung von Adrealin zur Inhalation, da aufgrund der sehr variablen Resorption keine Dosierungsempfehlungen vorliegen.
Aus pneumologischer Sicht ist es zu begrüßen, dass nun aktualisierte Empfehlungen zur SIT vorliegen. Als kleine Schwäche der Empfehlungen sehen wir allerdings die Tatsache, dass im Abschnitt über Indikationen nicht klar Stellung genommen wird, bei welchen Allergenen die Erfolgsquoten nicht optimal sind. Es wird lediglich erwähnt, dass die allergische Rhinokonjunktivitis, das allergische Asthma und die Insektengiftallergie Indikationen für die Immuntherapie sind, und dass diese besonders erfolgreich bei Kindern und Jugendlichen und bei neu entstandenen Allergien in den ersten Jahren ist. Es wird auch erwähnt, dass die besten Resultate mit einer Erfolgsquote von mehr als 90 % bei Bienen- und Wespengiftallergien erzielt werden. Erfolgsquoten für die einzelnen Inhalationsallergene werden jedoch nicht aufgeführt. Ebenso fehlt ein Hinweis auf die unterschiedlichen Erfolgsaussichten in Abhängigkeit vom Ausmaß der Sensibilisierung: oligovalente versus polyvalente Sensibilisierung. In den Empfehlungen wird betont, dass der Karenz der Vorzug gegeben werden soll, sofern Haustiere und Berufsallergene gemieden werden können. Nicht speziell eingegangen wird jedoch auf die Problematik von Schimmelpilzallergien oder die Immuntherapie bei Hausstaubmilbenallergie, wo ebenfalls sehr gute Erfolge bei ausschließlicher Prophylaxe durch konsequente Sanierungsmaßnahmen möglich sind. Vielleicht könnten die genannten Punkte in der nächsten Überarbeitung der Immuntherapie-Empfehlungen angesprochen werden.
Literatur
- 1 Sennekamp J, Fuchs T, Hornung B, Kersten W, Klimek L, Leupold W, Merk H, Rebien W. Empfehlungen zur praktischen Durchführung der spezifischen Immuntherapie mit Allergenen (Hyposensibilisierung). Allergo J. 2002; 11 332-338
Prof. Dr. Ulrich Costabel
Abteilung für Pneumologie und Allergologie, Ruhrlandklinik
Tüschener Weg 40
45239 Essen
eMail: erj.costabel@t-online.de