Laryngorhinootologie 2002; 81(7): 465-468
DOI: 10.1055/s-2002-33290
Otologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kochleo-vestibuläres Risiko beim Höhenbergsteigen

Cochlear and Vestibular Risk at High AltitudeK.  Mees1 , M.  Suckfüll1
  • 1Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkranke (Direktor: Prof. Dr. E. Kastenbauer), Ludwig-Maximilians-Universität München
Herrn Prof. Dr. med. Ernst Kastenbauer zum 65. Geburtstag gewidmet.
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Publication History

Eingegangen: 18. Februar 2002

Angenommen: 6. Mai 2002

Publication Date:
12 August 2002 (online)

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Zusammenfassung

Der um über 50 % erniedrigte Sauerstoffpartialdruck in extremen Höhen induziert neben der Hyperventilation auch rheo-hämatologische Veränderungen mit dem vorrangigen Ziel, die Sauerstoff-Transportkapazität zu verbessern. Die Anpassung an die Bedingungen der hypobaren Hypoxie setzt innerhalb weniger Stunden ein und ist gekennzeichnet durch eine Hämokonzentration infolge einer forcierten Diurese. Die derart entstandene relative Zunahme der Hämoglobinkonzentration stellt für Höhenbergsteiger die wirksamste Maßnahme dar, die Sauerstoffaufnahme zu verbessern. Allerdings führt die hypoxieinduzierte Reduktion des Plasmavolumens zu einer Erhöhung der Serumosmolalität und der Blutviskosität, die durch Flüssigkeitsverlust über die Atmung und ein reduziertes Durstgefühl in der Höhe noch weiter verstärkt wird. Hör- und Gleichgewichtsstörungen in extremen Höhen wurden deshalb auch auf die erhöhte Blutviskosität und die hieraus resultierenden Mikrozirkulationsstörungen zurückgeführt. Experimentelle Untersuchungen unter hypobaren Bedingungen und unsere eigenen Daten zeigen, dass die vornehmlich beobachteten Einschränkungen des Sprachgehörs und des Richtungshörens und die Gleichgewichtsbeschwerden Ausdruck einer hypoxämischen Funktionsstörung des zentralen Nervensystems sind. Bislang gibt es keine Hinweise dafür, dass die kochleären und vestibulären Sinneszellen durch akute Hypoxie oder erhöhte Hämatokritwerte bis 58 % in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Auch eine ausgeprägte Erhöhung der Serumosmolalität ist nicht in der Lage, die Funktion der äußeren Haarzelle nachweisbar zu beeinträchtigen.

Abstract

Exposure to lowered oxygen pressure at high altitude results in various physiological reactions. The most important response besides hyperventilation is the elevation of the oxygen transport capacity, which simply is achieved by plasma diuresis. Hemoconcentration however not only increases oxygen uptake but also raises blood viscosity, serum osmolality and impairs blood flow. Various observations have suggested that hearing and postural properties deteriorate under these conditions at high altitude. Studies in hypobaric chambers and our own data indicate that the elevated hematocrit levels and hypoxemia may impair the central nervous system functions, resulting in altered speech discrimination, directional hearing, and postural control. However, there is no evidence that cochlear and vestibular sensory cells are affected, whether by acute hypoxia, nor by elevated hematocrit levels up to 58 %. Even an greater increase in serum osmolality or an impaired osmoregulation may not interfere with the outer hair cell function resulting in threshold shift and hearing loss.