Handchir Mikrochir Plast Chir 2002; 34(2): 95-102
DOI: 10.1055/s-2002-32306
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die mikrochirurgische Daumenrekonstruktion mittels partieller Großzehentransplantation

Free Microvascular Transplantation of Parts of the Great Toe for Thumb ReconstructionC. Harpf1 , R. Zimmermann2 , M. Ninković1
  • 1 Universitäts-Klinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich (Vorstand: o. Univ.-Prof. Dr. H. Piza-Katzer) und Ludwig Boltzmann Institut für Qualitätssicherung in der Plastischen Chirurgie (Leitung: o. Univ.-Prof. Dr. H. Piza-Katzer)
  • 2 Universitäts-Klinik für Unfallchirurgie, Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich (Vorstand: o. Univ.-Prof. Dr. M. Blauth),
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Publication History

Publication Date:
19 June 2002 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung

Ein wiederhergestellter Daumen muss die funktionellen Kriterien der Opposition und des Spitzgriffes, der Stabilität, einer ausreichenden Länge und einer angemessenen Sensibilität sowie der Schmerzfreiheit erfüllen. Neben der Pollizisation können diese Erfordernisse erst mit der mikrovaskulären freien Zehentransplantation zufriedenstellend erfüllt werden. Das Ziel einer guten Daumenrekonstruktion besteht in einem Kompromiss zwischen optimalem funktionellem und ästhetischem Ergebnis und minimaler Entnahmestellenmorbidität.

Methode und Material

Entsprechend dem posttraumatischen Defekt am Daumen können nicht nur der fibulare Teil der ipsilateralen Großzehe, sondern auch deren benachbarte Weichteile und die erste Zwischenzehenfalte in das vaskularisierte Transplantat integriert werden. Das Großzehenendglied wird tibialseitig in der Breite reduziert, um den zweiten plantaren Zehennerv in das Transplantat integrieren und mit dem verbleibenden sensiblen tibialen Lappen den Großzehenrest bedecken zu können. Dadurch wird die Morbidität der Entnahmestelle deutlich reduziert.

Ergebnisse

Von 1993 bis 1998 wurden fünf männliche Patienten mit der beschriebenen Technik der Großzehenteiltransplantation und einer zusätzlichen Vertiefung der ersten Zwischenfingerfalte versorgt. Die Rekonstruktionen verliefen komplikationslos. Bei allen Patienten besteht eine Schutzsensibilität; die dynamische Zweipunktediskriminierung liegt zwischen 8 und 15 mm. Die grobe Kraft beträgt durchschnittlich 79 % der gesunden Gegenseite, die Kraft des Spitzgriffes zu den Langfingern 90 %.

Schlussfolgerung

Die Daumenrekonstruktion nach traumatischer Amputation distal des Grundgelenkes mit freien mikrovaskulär angeschlossenen Teilen der Großzehe und den benachbarten Weichteilen (abhängig von den Erfordernissen) ist nach unserer Erfahrung die Methode der Wahl zur Wiederherstellung eines ästhetisch und funktionell akzeptablen Daumens. Dieses Vorgehen minimiert den Hebedefekt im Vergleich mit der klassischen Großzehentransplantation.

Abstract

Purpose/Background

A reconstructed thumb has to fulfil the function of opposition, pinch-grip, stability, sufficient length, sufficient sensibility, and painlessness. Next to pollicisation, these requirements can only be met satisfactory by the microvascular free great toe-to-hand transplantation. The goal of a thumb reconstruction is a compromise between an optimal functional and aesthetic outcome and a minimal morbidity of the donor site.

Method and Clinical Material

Depending on the extent of the traumatic thumb defect, not only the fibular part of the ipsilateral great toe but also its adjacent soft tissue and the first web space may be integrated into the vascularized transplant. The distal phalanx is reduced in width on its tibial side to integrate the second digital nerve to the transplant. The rest of the great toe is covered with the remaining sensible tibial flap.

Results

From 1993 to 1998, five male patients have been operated with the described method of partial great toe transfer and an additional deepening of the first web space. All reconstructions passed without complications. All patients present with a protective sensibility and a dynamic two-point discrimination between 8 and 15 mm. The average strength of the reconstructed thumb was 79 %, the strength of pinch-grip 90 % of the healthy thumb.

Conclusion

Thumb reconstruction after traumatic amputation distal to the metacarpophalangeal joint can in our hands optimally be managed with free microvascular anastomosed parts of the great toe and its adjacent soft tissues.

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