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DOI: 10.1055/s-2002-32191
DRGs - Damoklesschwert oder Silberstreif
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
13. Juni 2002 (online)
Afflerbach beschreibt in seinem Beitrag [1], dass in Österreich die DRGs bereits installiert sind und diskutiert eine Reihe von Konsequenzen.
Bei der Behauptung „wie in Deutschland wurde auch hier das australische Modell übernommen“ werden die Professoren Klingler und Pfeifer vermutlich protestieren, nachdem das österreichische System völlig unabhängig vom und zeitgleich parallel zum australischen System erarbeitet wurde. Das österreichische Leistungsorientierte-Krankenhausfinanzierungs-(LKF)System wurde von 1988 bis 1993 eigenständig entwickelt und unterscheidet sich zudem diametral in verschiedenen Aspekten von den DRGs. Da das LKF-System eine Deckelung beinhaltet, d. h. innerhalb eines Bundeslandes der zur Verfügung stehende Gesamtbetrag weitgehend konstant bleibt, kann de facto eine Verschiebung der Kosten z. B. innerhalb zweier Interner Abteilungen ein und desselben Krankenhauses stattfinden, geringer zwischen verschiedenen Disziplinen, nicht aber die aktiven Berechnungsauswüchse der DRGs, also die künstlich angestrebte kurzfristige Steigerung des Erlöses wie angesprochen.
Das LKF-System wird nach vorheriger mehrjähriger Erprobung an bestimmten „Testabteilungen“ verschiedener Fachrichtungen offiziell in Österreich seit 1997 angewendet. Da de facto kurz und mittelfristig innerhalb des Krankenhauses indirekt eine Deckelung besteht, entfallen auch die extremen gegenteiligen Berechnungsgrundlagen wie z. B., dass eine konservative angiologische Betreuung nicht zählt, bzw. der extreme Kontrast Pflege vs. medizinische Leistung. Zudem ist auch das Statement nicht zutreffend, dass eine Verlagerung der Behandlungsschwerpunkte weg vom ambulanten Bereich in die Krankenhäuser stattgefunden hat.
Die durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthalts in Österreich sinkt - sieht man von 0-Tages-Patienten (Chemotherapie, Strahlentherapie o. ä.) ab - seit mehr als 20 (!) Jahren kontinuierlich ab, die der stationären Aufenthalte steigt in diesem Zeitraum kontinuierlich an.
Nimmt man das Jahr 1992 als 100 %, sind die Belegtage bis incl. 2000 um 4 % gestiegen, die Belegdauer auf 84,6 % zurückgegangen und die stationären Fälle um 22,2 % gestiegen.
Obwohl das Prinzip DRG-LKF nicht unähnlich ist, handelt es sich um zwei unabhängige im Detail recht unterschiedliche Systeme. Die im Beitrag angeführten Schlussfolgerungen sind somit jedenfalls allesamt unrichtig, eine sorgfältigere Recherche wäre wünschenswert.
Literatur
Autor
Univ. Prof. Dr. Helmut Sinzinger
Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien, Universitätsklinik
für Nuklearmedizin
Währinger Gürtel
18-20
A-1090 Wien