Geburtshilfe Frauenheilkd 2002; 62(4): 351-357
DOI: 10.1055/s-2002-29108
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Wertigkeit der Tuboskopie im Rahmen der Sterilitätsdiagnostik

Ranking of Tuboscopy in Sterility DiagnosticsJ. M. Bauer1 , R. Felberbaum2 , O. Bauer2 †, W. Küpker2 , K. Diedrich2
  • 1 Allgemeines Krankenhaus Altona
  • 2 Universitäts-Frauenklinik Lübeck
Further Information

Publication History

Publication Date:
15 May 2002 (online)

Zoom Image

Zusammenfassung

Fragestellung

Die Endoskopie des Eileiters durch die retrograde transzervikale Tuboskopie ist eine neue Untersuchungsmethode zur Bewertung des tubaren Faktors im Rahmen der Sterilitätsdiagnostik. Im Gegensatz zu den etablierten Methoden ermöglicht sie, außer der Überprüfung der Durchgängigkeit der Eileiter, die direkte visuelle Beurteilung der Tubenmukosa. Die vorliegende Arbeit überprüft die diagnostische Bedeutung der Tuboskopie im Rahmen der konventionellen Sterilitätsdiagnostik. Bezugspunkt ist die Erfolgs- und die Schwangerschaftsrate.

Material und Methodik

Bei 136 Frauen wurden eine diagnostische Laparoskopie mit Chromopertubation, eine Tuboskopie und eine diagnostische Hysteroskopie (sog. LICHT-Untersuchung) durchgeführt. In einem 2-jährigen Follow-up wurden prospektiv der Eintritt einer Schwangerschaft und ihr Verlauf erfasst und ausgewertet.

Ergebnisse

Bei 86 % (n = 117) der Frauen konnte zumindest ein Eileiter tuboskopisch beurteilt werden. Bei beiden Eileitern gelang dies lediglich bei 56 % (n = 77) der Frauen. Bei 37,5 % (n = 51) der Frauen wurden Informationen über den intratubaren Zustand gewonnen, die eine differenziertere Therapieplanung ermöglichten. Bei 56 % (n = 77) der Frauen bestätigte die Tuboskopie den laparoskopischen Befund. Bei den Frauen, bei denen durch die Tuboskopie zusätzliche Informationen zur Laparoskopie ermöglicht wurden, konnte eine Schwangerschaftsrate von 52 % erreicht werden.

Schlussfolgerung

Trotz der auch weiterhin bestehenden Unsicherheiten in der Interpretation tuboskopischer, hinsichtlich ihres pathologischen Wertes auffälliger Befunde, können durch die intraluminale Beurteilung der Eileiterschleimhaut bei etwa 35 % der Frauen Informationen gewonnen werden, die eine differenziertere individuelle Therapieplanung ermöglichen. Dadurch kann zum einen eine Erhöhung der kumulativen Schwangerschaftsraten erreicht, zum anderen aber auch das Risiko des Eintritts einer Extrauteringravidität abgeschätzt werden. Außerdem kann die Morbidität durch eine erfolglose chirurgische Therapie sowie ein unnötiger Zeitverlust in der Erfüllung des Kinderwunsches vermieden werden. Technische Probleme, die insbesondere durch die Fragilität des Katheters entstehen, beschränken die Anwendung der Methode auf spezialisierte Zentren.

Abstract

Objective

The retrograde, transcervical tuboscopy is a new method for evaluating tubal function in woman with infertility. In comparison to other diagnostic tools tuboscopy allows the visualization of the whole fallopian tube. The following paper evaluates the diagnostic validity of tuboscopy. Reference point is the technical success- and the pregnancy rate.

Methods

136 woman were examinated by laparoscopy with chromopertubation, tuboscopy and hysteroscopy (LICHT-Test). In a follow-up over 2 years we registrated and evaluated the occurrence of pregnancy.

Results

In 86 % (n = 117) of the women tuboscopy was successful in one fallopian tube. Only in 56 % (n = 77) tuboscopy was managed in both tubes. In 37.5 % (n = 51) of the women tuboscopy permitted information about condition of tubal mucosa which allowed to recommend a differentiated therapeutic management. In 56 % (n = 77) tuboscopy confirmed laparoscopy. A pregnancy rate of 52 % was achieved on those women tuboscopy permitted further information.

Conclusion

Tuboscopy allows in about 37 % additional information about the condition of the fallopian tube. This can increase the pregnancy rates in woman with tubal infertility by optimizing therapeutic management. The risk of ectopic pregnancy could be assessed, although morphological findings are not objectified yet. Morbidity and loss of time by inadequate surgical treatment could be avoided. Technical problems caused by the fragility of the catheter are limiting this method to specialized centres.