Suchttherapie 2002; 3(2): 117-123
DOI: 10.1055/s-2002-28490
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Qualifizierte Entzugsbehandlung für Alkoholkranke in der Inneren Medizin

Qualified Detoxification of Alcohol Dependents in a Medical ClinicDirk R. Schwoon, Petra Schulz, Hannelore Höppner
  • 1Universitätsklinikum Eppendorf
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Publication Date:
15 May 2002 (online)

Zusammenfassung

Die meisten stationären Entzugsbehandlungen bei Alkoholkranken werden in somatischen Kliniken durchgeführt, während psycho- und suchttherapeutische Kompetenz z. B. in Programmen des so genannten Qualifizierten Entzuges (Q.E.) fast nur in psychiatrischen Kliniken anzutreffen ist. Zur Überprüfung der Effektivität eines systematischen Behandlungsangebotes, das an einer internistischen Abteilung neu eingerichtet worden war, wurden deren Patienten (n = 63) mit denen in etablierten Entzugsprogrammen zweier psychiatrischer Kliniken (n = 65 bzw. 70) verglichen. Sie unterschieden sich nicht in soziodemographischen Merkmalen, aber es befanden sich mehr von ihnen noch in einem frühen Krankheitsstadium und sie waren durch Zusatz- und Folgeprobleme weniger schwer belastet. In einer katamnestischen Befragung drei Monate nach Entlassung (Rücklauf 77 %) waren 49 % abstinent geblieben (konservative Schätzung) und 62 % hatten irgendeine Art formeller Hilfen in Anspruch genommen. Diese Raten liegen im Vergleich zu publizierten Werten anderer Kliniken im oberen Bereich. Für die Patienten der Psychiatriestationen betrugen die entsprechenden Zahlen 31 % und 44 %. Diese signifikanten Unterschiede nivellierten sich, wenn die zusätzlichen Probleme als Kontrollvariablen eingeführt wurden. Durch den Q.E. in der Inneren Medizin können Alkoholkranke also früher im Krankheitsverlauf erreicht werden. Über den rein körperlichen Entzug hinaus kann eine aktive Krankheitsbewältigung gefördert werden.

Abstract

As a result of the German health care system alcohol dependent people in need for inpatient treatment are most frequently found in departments of somatic medicine. Specialized psychotherapeutic and motivational interventions (so-called “Qualified Detoxification” - Q.D.), however, are almost exclusively offered at psychiatric clinics. To assess the effectivity of a newly implemented program of Q.D. at a department of internal medicine, its patients (n = 63) were compared to those of established detoxification treatments at two psychiatric wards (n = 65 and 70). There were no significant differences in socio-demographic characteristics. But more of them were in an earlier stage of their illness career, and comorbidity and sequelae were diagnosed less frequently. A follow-up questionnaire was mailed three months after discharge. Of those responding (overall rate 77 %) 49 % had abstained from alcohol or other psychotropic drugs and 62 % had sought any kind of formal help and assistence. These results represent a high level of effectivity compared to those reported in the literature. The respective figures for the psychiatric wards were 31 % and 44 %. These significant differences vanished when the results were controlled for comorbidity and sequelae. It is concluded, that the implementation of Q.D. in departments of somatic medicine can make valuable contributions to alcoholism treatment beyond mere physical detoxification, especially by early intervention and motivational enhancement.

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PD Dr. Dirk R. Schwoon

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Eppendorf

Martinistraße 52

20246 Hamburg

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