Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(15): 818
DOI: 10.1055/s-2002-25019
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Laktat-Ischämietest: Rationelle Myopathie-Diagnostik

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. April 2002 (online)

Haslinger et al. [1] beschreiben in ihrer interessanten Kasuistik den möglichen Zusammenhang zwischen Glykogenspeicherkrankheiten (McArdle-Syndrom), Alkohol-abusus und einer Rhabdomyolyse. Wir möchten ergänzend auf den Laktat-Isch-ämietest hinweisen, der einfach durchzuführen ist und wertvolle differezialdiagnostische Hinweise bei Myopathien geben kann.

Der Unterarm-Ischämietest dient dazu, metabolische Muskelerkrankungen auf der Basis des Verlaufs von Laktat- und Ammoniakonzentrationen zu differenzieren [2-4]. Nach einem einminütigen Faustschlussmanöver unter Ischämiebedingung, die durch eine Blutdruckmanschette erzeugt wird, lässt sich die Veränderung der Metabolitenkonzentration nach Lösen des Tourniquets im Vergleich zum Ausgangswert über 10 bis 20 Minuten beurteilen (Abb. [1]). Ein ausbleibender Anstieg der Laktatkonzentration spricht für eine Störung der Glykogenolyse bzw. Glykolyse, ein fehlender Anstieg des Ammoniaks macht einen Defekt der Myoadenylat-Deaminase wahrscheinlich. Wenn man zusätzlich Pyruvat bestimmt, kann auch ein Laktatdehydrogenase-Mangel detektiert werden [2]. Voraussetzung für die Interpretation des Laktat-Ischämietests ist, dass der Patient mitarbeitet und keine Parese vorliegt. Der Test kann durch eine Ergometrie ergänzt werden (z. B. 30 Watt über 15 Minuten), wobei unter diesen aeroben Bedingungen auf pathologisch hohe Werte von Laktat, Ammoniak und Pyruvat zu achten ist, die z. B. bei Mitochondropathien oder Pyruvatdehydrogenasemangel vorkommen [4].

Abb. 1 Beispiel eines Laktatischämie-Tests mit adäquatem Anstieg der Laktat- und Ammoniakkonzentration nach einminütigem Faustschlussmanöver unter Ischämie. (43-jährige weibliche Probandin ohne metabolische Krankheiten).

Literatur

  • 1 Haslinger B, Küchle C, Sitter T, Held E. Alkohol-abusus mit Krampfanfall als Auslöser einer Rhabdomyolyse mit akutem Nierenversagen bei McArdle-Syndrom.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 1265-1268
  • 2 Haller R G, Bertocci L A. Exercise Evaluation of Metabolic Myopathies. McGraw-Hill, NY In: Myology: Basic and Clinical - Chapter 22; Engel AG, Franzini-Armstrong C (Eds.) 1994: 807-821
  • 3 Hufschmidt A, Lücking C H. Neurologie Compact. Leitlinien für Klinik und Praxis. Thieme 1999: 290-294
  • 4 Jerusalem F, Zierz S. Muskelerkrankungen. 2. Aufl., Thieme, Stuttgart 1991

Autoren

Dr. Dr. Horst J. Koch
, Dr. Gökhan Uyanik

Psychiatrische und Neurologische Universitätsklinik Regensburg

Universitätsstraße 84

93053 Regensburg

Dr. mult. Christoph Raschka

Institut für Sportwissenschaften der Universität Frankfurt

Ginnheimer Landstraße 39

60487 Frankfurt

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