Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(10): 524
DOI: 10.1055/s-2002-20937
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diagnostik der Lungenarterienembolie

Zuschrift Nr. 1
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Publication Date:
12 May 2004 (online)

Reißig und Mitarbeiter [5] geben in ihrer Arbeit eine übersichtliche Darstellung der Diagnostik der Lungenarterienembolie inklusive bildgebender Verfahren. Die Darstellung der Ventilations/Perfusions-Szintigraphie bedarf allerdings einer kritschen Anmerkung. Basis der Aussagen über die Lungenszintigraphie ist die multizentrische PIOPED-Studie [3] von 1990. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass in den letzten 11 Jahren einige Verbesserungen sowohl auf dem Gebiet der Aufnahmetechnik als auch Tracer-Entwicklung zu verzeichnen sind und die PIOPED-Studie methodisch als veraltet anzusehen ist.

So ermöglicht die Anwendung der heute flächendeckend verfügbaren Technik der »Single-Photon Emission Computer Tomography« (SPECT) eine problemlose Diagnose von Lungenembolien selbst auf Subsegment-Ebene und erhöht die Sensitivität der Untersuchung auf 99 % [4]. Des weiteren zeigt sich bei Anwendung der PIOPED-Kriterien ein signifikanter Abfall der unsicheren Befunde von 39 % (planare Aufnahmen) auf 4 % (SPECT) [1]. Dabei ist die Diagnose mit einer hohen Spezifität möglich, sofern in der Diagnostik die heute obligate Ventilationsszintigraphie zur Diagnostik hinzugezogen wird [2]. Eine deutliche Verbesserung der Ventilationsszintigraphie war schließlich durch die Einführung von 99mTc-markierten Aerosolen (z. B. Technegas) zu erzielen, die aufgrund des hohen Wirkungsgrades des Generators von ca. 20 % SPECT-Aufnahmen ermöglicht [6]. Durch diese Verbesserungen konnte auch die Gesamt-Untersuchungsdauer herabgesetzt werden.

Insgesamt steht also mit der kombinierten Ventilations/Perfusionsszintigraphie ein sehr gutes bildgebendes Verfahren zur Ausschlussdiagnostik einer Lungenarterienembolie zur Verfügung; dies gilt selbst, wenn die PIOPED-Kriterien von 1990 angelegt werden. Die von uns dargestellte Wertigkeit der Lungenszintigraphie bei der Verdachtsdiagnose Lungenembolie wird durch die Zahl der Zuweisungen, nicht nur an unserer Klinik, unterstützt. Daher ist, sofern eine leistungsfähige Nuklearmedizin zu Verfügung steht, eine Erweiterung des von Reißig und Mitarbeitern in Abb. 3 angegebene Flussdiagramms um die Ventilations/Perfusionsszintigraphie erforderlich.

Literatur

  • 1 Corbus H F, Seitz J P, Larson R K. et al . Diagnostic usefulness of lung SPET in pulmonary thromboembolism: an outcome study.  Nucl Med Commun. 1997;  18 897-906
  • 2 Parker J A, Coleman R E, Siegel B A. et al . Procedure guideline for lung scintigraphy: 1.0. Society of Nuclear Medicine.  J Nucl Med. 1996;  37 1906-1910
  • 3 PIOPED Investigators . Value of the ventilation/perfusion scan in acute pulmonary embolism:results of the prospective investigation of pulmonary embolism diagnosis (PIOPED).  J Amer Med Ass. 1990;  263 2753-2759
  • 4 Reinartz P, Schirp U, Zimny M. et al . Optimizing ventilation-perfusion lung scintigraphy: parting with planar imaging.  Nuklearmedizin. 2001;  40 38-43
  • 5 Reißig A, Richartz B, Kroegel C. Diagnostik der Lungenarterienembolie.  Dtsch Med Wochenschr. 2001;  126 857-863
  • 6 Schümichen C. Nuklearmedizinische Diagnostik der Lunge.  Radiologe. 2000;  40 878-887

Dr. Lutz Freudenberg
Dr. Sandra Rosenbaum
Prof. Dr. Dr. Andreas Bockisch

Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin

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