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DOI: 10.1055/s-2001-25216
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Phytoöstrogene und Brustkrebs - senken Pflanzenöstrogene das Risiko?
Do Phytoestrogens Lower the Risk of Breast Cancer?Publication History
Publication Date:
19 April 2002 (online)


Zusammenfassung
Ernährungsfaktoren haben einen signifikanten modulierenden Einfluss auf das Brustkrebsrisiko von Frauen. Epidemiologische Ländervergleichsstudien legen nahe, dass Soja, unraffinierte Korn- und Samenprodukte sowie Gemüse das Brustkrebsrisiko senken könnten. Asiatische Frauen, die sich traditionell und bevorzugt phytoöstrogenreich ernähren, haben eine niedrige Brustkrebsinzidenz und -mortalität. In Migrationsstudien fanden sich niedrige Brustkrebsrisiken bei weiblichen Erste-Generation-Migrantinnen mit einer Kindheit in ihrem asiatischen Heimatland, jedoch schon die zweite Generation verlor mit zunehmendem „westlichen“ Ernährungs- und Lebensstil diesen Schutz.
Fünf von acht Fall-Kontroll-Studien, durchgeführt zwischen 1991 und 1999, zeigten bei prämenopausalen Frauen eine brustkrebsprotektive Wirkung, zwei bei postmenopausalen Frauen und drei Studien keinen Effekt.
Kurzzeitige perinatale oder präpubertäre Phytoöstrogenexposition in experimentellen Rattenmodellen senkte die Brustkrebsrate und die Tumorzahl bei den erwachsenen Tieren um 50 %. Diese ausgeprägte protektive Wirkung war mit einer duktalen Differenzierung des mammären Drüsenbaumes verbunden, woraus eine niedrigere Empfindlichkeit des Brustepithels gegenüber mutagenen Alterationen resultierte, vergleichbar mit dem deutlich brustkrebsprotektiven Effekt einer frühen ersten Schwangerschaft. Niedrige Brustkrebsraten bei asiatischen Frauen könnten somit der Tatsache einer präpubertären Exposition gegenüber Phytoöstrogenen, d. h. einer Soja-Ernährung in der Kindheit, teilweise erklärt werden.
Die vorliegenden Daten legen nahe, dass Phytoöstrogene das Brustkrebsrisiko senken, direkte Belege dafür fehlen aber, da alle bisherigen Kenntnisse auf dem Verzehr phytoöstrogenhaltiger Lebensmittel beruhen. Die derzeitige Datenlage ist aus evidenz-basierter Sicht unzureichend, um eine erhöhte Aufnahme von Phytoöstrogenen zur Brustkrebsprävention zu empfehlen.
Gezielte klinische Interventionsuntersuchungen sind notwendig, um Nutzen und Risiken einer erhöhten Phytoöstrogenaufnahme bei westlichen Frauen abzuschätzen und vermutete krebsprotektive Wirkungen nachzuweisen.
Abstract
Nutritional factors modulate the risk of breast cancer in women. Epidemiologic studies suggest that diets high in soy, unrefined grain and vegetables may lower the risk of breast cancer. Asian women with a traditional diet high in plant estrogens have a low incidence of and mortality from breast cancer. Migration studies show a low risk of breast cancer in first-generation female migrants with an Asian home country; however, in the second generation with an increasingly Western diet this protection is lost.
Of eight case-control studies performed between 1991 and 1999, five suggest a protective effect for premenopausal women, two a protective effect for premenopausal and postmenopausal women, and three no effect.
Short-term perinatal or prepubertal phytoestrogen exposure in rat models reduced the incidence of chemically-induced breast cancer and the number of tumors in adulthood by 50 %. This pronounced protective effect is associated with ductal differentiation of the mammary gland tree resulting in a lowered susceptibility of the breast epithelium to mutagenic alterations, comparable to the protective effect of an early first pregnancy. The low risk of breast cancer in Asian females might thus be due to prepubertal exposure to phytoestrogens in a soy-rich diet. The data suggest that phytoestrogens may lower the risk of breast cancer, but there is no direct evidence in humans because current information is based on the consumption of phytoestrogens in food. The existing data do not justify a recommendation for increased phytoestrogen intake to prevent breast cancer. Focused clinical intervention studies are necessary to assess benefits and risks of phytoestrogen intake in Western women to prove a putative cancer protective effect.