Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(48): 1379
DOI: 10.1055/s-2001-18649
Fragen aus der Praxis
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Postexpositionelle HIV-Prophylaxe am Auge

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Publikationsdatum:
29. November 2001 (online)

Frage: In der DMW wurden Leitlinien für eine postexpositionelle HIV-Prophylaxe veröffentlicht [1]. Darin wurden zur Augenspülung andere Empfehlungen veröffentlicht als in der Fachinformation/Dosierungsanleitung für Betaisodona. - Wie ist die korrekte Verdünnung für Betaisodonalösung am Auge?

Antwort: Das Problem hat sich daraus ergeben, dass bei einer möglichen Kontamination des Auges mit HIV-haltigem Material in den Empfehlungen, die in der DMW 1998 publiziert wurden, eine Spülung mit Betaisodonalösung 1 : 1 verdünnt angegeben wird. Andererseits empfiehlt die Herstellerfirma in ihrer Informationstabelle die Anwendung einer Betaisodonaverdünnung von 1 : 2 zur postexpositionellen Prophylaxe nach HIV-Exposition.

In den Augenkliniken wird Betaisodona in der Regel präoperativ gegen verschiedenste Erreger durch Spülung des Konjunktivalsackes mit Betaisodona in den Verdünnungen 1 : 5, 1 : 10 oder auch 1 : 20 für Spülungen eingesetzt. Dies bedeutet, dass in allen Fällen diese Lösung zur Spülung verdünnt gegeben wird. Die konzentrierte Betaisodonalösung bzw. eine Verdünnung mit 1 : 1 wird lediglich zum Einbringen eines einzigen Tropfens dieser Lösung in bestimmten Fällen empfohlen. Da die antibakterielle, vermutlich jedoch auch die geringe antivirale Wirkung bei einer Verdünnung bis zu 1 : 10 oder 1 : 20 ebenfalls gegeben ist, ist eine 1 : 1-Verdünnung nicht notwendig und für die Spülung nicht angebracht. Im Übrigen sollte man grundsätzlich auch aus juristischen Gründen den Empfehlungen der Herstellerfirma folgen. Experimentelle Untersuchungen, die das Risiko einer HIV-Infektion über den Konjunktivalsack prüfen, insbesondere die Risikoreduktion durch Betaisodonalösung, sind in der Literatur nicht beschrieben. Ob eine Reduktion des Risikos mit Betaisodona überhaupt erreichbar ist, ist bisher nicht geklärt, und wohl auch experimentell nicht zu klären. Lediglich für Adenoviren ist eine Reduktion einer Infektion über den Konjunktivalsack durch Betaisodona nachgewiesen. Im Licht dieser Untersuchungen sowie der Unschädlichkeit der Lösung wird es bei der Empfehlung zum Einsatz dieser Lösung bleiben.

Eine Empfehlung lautet, für reichliches Ausspülen des Auges eine 5 % wässrige PVP-Jod-Lösung zu benutzen. Diese Lösung muss nach DAC hergestellt werden und ist von daher nur relativ kurz haltbar. In der Tat kann Betaisodonalösung in einer 1 : 2-Verdünnung auch als Prophylaktikum der ersten Wahl genommen werden.

Literatur

  • 1 Brodt H R. et al. . Postexpositionelle Prophylaxe nach HIV-Exposition. Deutsch-Österreichische Empfehlungen.   Dtsch Med Wochenschr. 1998;  123 S1-S16

Prof. Dr. med. F.-D. Goebel

Medizinische Poliklinik

Klinikum Innenstadt

Ludwig-Maximilians-Universität

Pettenkoferstr. 8a

80336 München