Gesundheitswesen 2001; 63(11): 689-694
DOI: 10.1055/s-2001-18417
Originalarbeit
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Entwicklung einer Basisdokumentation für die komplementäre psychiatrische Versorgung und deren Auswertung und Nutzung für die Versorgungsplanung und Psychiatrieberichterstattung

Development of a Basic Documentation for Complementary Psychiatric Care and its Evaluation and Use for Care Planning and Reporting on PsychiatryH. Kluge1 , T. W. Kallert2 , C. Kulke2 , T. Becker1
  • 1Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
  • 2TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
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Publication Date:
13 November 2001 (online)

Einleitung

Während die Expertenkommission im Auftrag der Bundesregierung (Bericht zur Lage der Psychiatrie in der ehemaligen DDR 1991) ein nahezu vollständiges Nichtvorhandensein komplementärer Versorgungsangebote oder deren akute Bedrohung für Sachsen feststellte, ist seitdem vielerorts ein breites Versorgungsangebot entstanden. „Das Netz”[1] listet beim aktuellen Stand (September 2000) für Sachsen 227 komplementäre allgemeinpsychiatrische Versorgungsangebote in den grundlegenden Versorgungsarten (Sozialpsychiatrische Dienste, Kontakt- und Beratungsstellen, ambulant betreutes Wohnen, Sozialtherapeutische Wohnstätten, Werkstätten für Behinderte mit Angeboten für chronisch psychisch Kranke) auf.

Der starke Auf- und Ausbau komplementärer Versorgungsangebote ist das Ergebnis einer konsequenten Umstrukturierung, die administrativ geplant und umgesetzt wurde. Wesentliche Zielstellungen dieser Entwicklung waren und sind bis heute (nach Frey 1997):

Die Schaffung bedarfsorientierter Versorgungsstrukturen, die sicherstellen, dass alle Hilfebedürftigen angemessene Hilfeleistungen bekommen und in die alle Einrichtungsträger unter kommunaler Koordination integriert werden. Die Erfassung sowohl des Hilfebedarfs sowie aller tatsächlich erbrachten Hilfeleistungen als empirische Grundlage der Steuerung und Weiterentwicklung des Versorgungssystems. Komplexe regionale Versorgungsverbünde (gemeindepsychiatrische Verbünde in kommunaler Koordination) als Zielebene der staatlichen Förderung (nicht einzelne Einrichtungen oder Einrichtungsträger).

Die Umsetzung dieser Zielstellungen in Sachsen lässt sich durch alle offiziellen Dokumente hindurch verfolgen (Erster Sächsischer Psychiatrieplan 1993, SächsPsychKG 1994, Richtlinien Psychiatrie und Suchthilfe 1997 und 1998, Sächsischer Musterversorgungsvertrag).

So wird im § 7 des SächsPsychKG geregelt, dass zum Erhalt notwendiger Planungsdaten alle psychiatrischen Versorgungseinrichtungen ihre Versorgungsleistungen dokumentieren und jährlich an die Kommune und das Land (Staatsministerium) berichten. Die Form dieser Psychiatrieberichterstattung regelt das Staatsministerium im Benehmen mit den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege und den kommunalen Spitzenverbänden.

Literatur

  • 1 Das Netz - Psychiatrie und Suchthilfewegweiser für den Freistaat Sachsen. Arbeitsgruppe Psychiatrie des Landesverbandes Sachsen der Ärzte und Zahnärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes CD-ROM, Bearbeitungsstand 10.9.2000 Grimma.;
  • 2 Bericht zur Lage der Psychiatrie in der ehemaligen DDR - Bestandsaufnahme und Empfehlungen - im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (30.5.1991). 
  • 3 Bundesministerium Für Jugend, Frauen, Familie und Gesundheit (1988): Empfehlungen der Expertenkommission der Bundesregierung zur Reform der Versorgung im psychiatrischen und psychotherapeutisch-psychosomatischen Bereich auf der Grundlage des Modellprogramms Psychiatrie. Bonn;
  • 4 Cording C. Sinn und Unsinn der Basisdokumentation.  Psychiatrische Praxis. (1998);  25 S. 161-162
  • 5 Cording C, Gaebel W, Spengler A, Stieglitz R-D, Geiselhart H, John U, Netzold D W, Schönell H, Spindler P, Krischker S. Die neue psychiatrische Basisdokumentation. Eine Empfehlung der DGPPN zur Qualitätssicherung im (teil-)stationären Bereich.  Spektrum der Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde. (1995);  24 S. 3-41
  • 6 Freistaat Sachsen, Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Familie: Erster Sächsischer Landespsychiatrieplan. 1993
  • 7 Frey C. Gemeindepsychiatrische Schwerpunkte der sächsischen Landespsychiatrieplanung. Kallert TW, Felber W Extramurale psychiatrische Versorgungsstrukturen im Systemwandel Regensburg; Roderer (1997): S. 54-67
  • 8 Kaiser W, Isermann M, Hoffmann K, Huxley P, Priebe S. Zur Kurzfassung subjektiver Lebensqualität. Fortschritte der Neurologie.  Psychiatrie. (1995);  67 S. 413-421
  • 9 Personenzentrierte Hilfen in der psychiatrischen Versorgung. Kauder V, Aktion Psychisch Kranke e.V Bonn; Psychiatrie-Verlag (1998)
  • 10 Kluge H, Becker T, Kilian R, Kallert T -W, Schützwohl M, Leiße M, Bach O, Angermeyer M C. Entwicklung einer Basisdokumentation für die komplementäre psychiatrische Versorgung.  Gesundheitswesen. (1999);  61 S. 323-330
  • 12 Kluge H, Cording C, Becker T. Komplementäre psychiatrische Versorgung: Anwendungs- und Nutzungsmöglichkeiten einer standardisierten Dokumentation.  psycho. (2000);  26 S. 386-390
  • 13 Phelan M, Slade M, Thornicroft G, Dunn G, Holloway F, Wykes T, Strathdee G, Loftus L, McCrone P, Hayward P. The Camberwell Assessment of Need. The validity and reliability of an instrument to assess the needs of people with servere mental illness.  British Journal of Psychiatry. (1995);  167 S. 589-595
  • 14 Rössler W, Salize H -J. Gesundheitsberichterstattung in der Versorgung chronisch psychisch Kranker.  Gesundheitswesen. (1996a);  58, Sonderheft S. 25-28
  • 15 Rössler W, Salize H -J. Die psychiatrische Versorgung chronisch psychisch Kranker - Daten, Fakten, Analysen. Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit,. Baden-Baden; Nomos Verlagsgesellschaft (1996b) Bd. 77
  • 16 Sächsische Staatskanzlei . Sächsisches Gesetz über die Hilfen und die Unterbringung bei psychischen Krankheiten.  Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt. (1994);  37 S. 1097-1105
  • 17 Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Familie (1998): Förderrichtlinien der Psychiatrie- und Suchtkrankenhilfe. Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Familie Arbeitshilfen - Psychiatrie und Suchthilfe 1999
  • 18 Salize H -J, Bullenkamp J, Alscher I, Wolf I. Qualitätssicherung und Dokumentation im gemeindepsychiatrischen Verbund (GVP) - ein standarisiertes Verfahren für die regionale Versorgungsdokumentation und -steuerung.  Psychiatrische Praxis. (2000);  27 S. 92-98
  • 19 Wing J, Curtis R H, Beevor A S. HoNOS: Health of the Nation Outcome Scales. Report on research and development, July 1993 - December 1995. London; College Research Unit, Royal College of Pychiatrists (1996)

1 „Das Netz” ist ein „Psychiatrie- und Suchthilfewegweiser für den Freistaat Sachsen, der von der Arbeitsgruppe Psychiatrie des Landesverbandes Sachsen der Ärzte und Zahnärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes herausgegeben wird und der alle komplementären, ambulanten, stationären und teilstationären Versorgungsangebote der Psychiatrie- und Suchtkrankenhilfe regional (nach Stadt- und Landkreisen) geordnet auflistet. Das Register wird ständig ergänzt und ist sowohl als gedruckte Version als auch auf CD-ROM erhältlich.

2 Zu den Gruppenangeboten der Einrichtung gehörten Ergotherapie, psychoedukative Gesprächsgruppen und Kognitionstraining. Da die Dokumentation der Gruppenangebote in der Einrichtung nicht kontinuierlich verlief, wird darauf im weiteren Verlauf nicht weiter eingegangen.

Hendrik Kluge

Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie

Johannisallee 20

04317 Leipzig

Email: klugeh@medizin.uni-leipzig.de

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