Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2001; 36(Suppl 2): 153-154
DOI: 10.1055/s-2001-18190
VOLUMENTHERAPIE
ORIGINALIA
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Welches HES zur perioperativen Volumensubstitution?

Which HES for Perioperative Volume SubstitutionS.M. Kasper
  • Klinik für Anaesthesiologie und Operative Intensivmedizin der Universität zu Köln
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Publication Date:
05 November 2001 (online)

In der Bundesrepublik Deutschland stehen über 20 verschiedene Hydroxyethylstärke(HES)-Lösungen für die klinische Anwendung zur Verfügung [1]. Sie unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer physikochemischen Eigenschaften (Konzentration, Molekulargewichtsverteilung, Substitutionsgrad, Substitutionsmuster) als auch hinsichtlich des zu ihrer Herstellung verwendeten Rohstoffs (Maisstärke, Kartoffelstärke) und der Zusammensetzung des Lösungsmittels. Auf eine ausführliche Darstellung der pharmakologischen Grundlagen wird hier aus Platzgründen verzichtet. Der Anwender sollte aber wissen, dass die Konzentration und das deklarierte Molekulargewichtsmittel (70, 130, 200 oder 450 kD) das Ausmaß des initialen Volumeneffekts bestimmen, während die Dauer der Volumenwirkung von der Geschwindigkeit des Abbaus der HES-Moleküle in vivo abhängt, die ihrerseits vom Substitutionsgrad und dem Substitutionsmuster bestimmt wird: je höher der Substitutionsgrad (d. h., je mehr Glukoseeinheiten mit mindestens einer Hydroxyethylgruppe besetzt sind) und je größer das C2/C6-Substitutionsverhältnis, desto langsamer die Spaltung der HES-Moleküle durch die α-Amylase. Das C2/C6-Substitutionsverhältnis ist der Quotient aus der Gesamtzahl der an Position C2 angekoppelten Hydroxyethylgruppen und der Gesamtzahl der an Position C6 angekoppelten Hydroxyethylgruppen eines HES-Moleküls. Das Wissen über den Einfluss des Rohstoffs auf die Pharmakodynamik von HES-Lösungen ist noch zu gering, um hierzu gesicherte Aussagen machen zu können [2].

Literatur

  • 1 Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie. Rote Liste 2001. Aulendorf/Württ.: Editio Cantor 2001
  • 2 Rauch S, Sefrin P. Vergleich von Hydroxyethylstärkelösungen aus Kartoffel- und Maisstärke.  Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2000;  35 750-755
  • 3 Laxenaire M C, Charpentier C, Feldman L. Anaphylactoid reactions to colloid plasma substitutes: incidence, risk factors, mechanisms. A French multicenter prospective study.  Ann Fr Anesth Reanim. 1995;  14 301-310
  • 4 Ring J, Meßmer K. Infusionstherapie mit kolloidalen Volumenersatzmitteln.  Anaesthesist. 1977;  26 279-287
  • 5 Treib J, Haass A, Pindur G. Coagulation disorders caused by hydroxyethyl starch.  Thromb Haemost. 1997;  78 974-983
  • 6 Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft . Akutes Nierenversagen nach Infusion von Hydroxyethylstärke im Rahmen einer Hämodilutionstherapie.  Dt Ärztebl. 1992;  89 B-2745
  • 7 Jungheinrich C, Scharpf R, Wargenau M, Bepperling F. Pharmacokinetics and tolerability of intravenous infusion of the new hydroxyethyl starch 130/0.4 (6%) in 19 subjects with mild to severe renal impairment: terminal half life and peak concentration (Cmax) remain unaffected.  Crit Care. 2001;  5 (Suppl 1) S55
  • 8 Sirtl C, Laubenthal H, Zumtobel V, Kraft D, Jurecka W. Tissue deposits of hydroxyethyl starch (HES):dose-dependent and time-related.  Br J Anaesth. 1999;  82 510-515
  • 9 Reimann S, Szépfalusi Z, Kraft D, Luger T, Metze D. Hydroxyethylstärke-Speicherung in der Haut unter besonderer Berücksichtigung des Hydroxyethylstärke-assoziierten Juckreizes.  Dtsch Med Wschr. 2000;  125 280-285
  • 10 Bepperling F, Opitz J, Leuschner J. HES 130/0.4, a new HES specification: tissue storage after multiple infusions in rats.  Crit Care. 1999;  3 (Suppl 1) S76

Priv.-Doz. Dr. Stefan-Mario Kasper

Klinik für Anaesthesiologie und
Operative Intensivmedizin der Universität zu Köln

50924 Köln

Email: stefan-mario.kasper@medizin.uni-koeln.de