Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(41): 1155-1156
DOI: 10.1055/s-2001-17740-2
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Erwiderung 1

Further Information

Publication History

Publication Date:
28 April 2004 (online)

Ritter hat die Ergebnisse der PIN-Studie richtig zusammengefasst, indem die eindrucksvollen Interventionserfolge der stationären Rehabilitation im Langzeitverlauf nicht aufrecht erhalten werden können [7]. Seine Interpretation ist sachlich betrachtet jedoch irreführend. Im Vergleich zur EUROASPIRE I-Studie [2] und den jetzt vorliegenden Ergebnissen der EUROASPIRE II-Studie [9] konnte der Anteil von Patienten mit z. B. pathologischen Blutdruckwerten 12 bzw. 18 Monate nach akutem Ereignis halbiert werden [10]. Somit legt die Datenlage den Schluss nahe, dass Patienten nach stationärer Rehabilitation auch im Langzeitverlauf ein besseres Risikoprofil aufweisen.

Die Daten der PROTECT-Studie belegen die problemlose, sektorenübergreifende Versorgung der Patienten, sodass sich die ungenügende Stabilisierung einer Lebensstiländerung des Patienten als mögliche Ursache herauskristallisiert hat [3]. Daher ist es naheliegend, Nachsorgekonzepte mit intermittierender Schulung des Patienten zu entwickeln. Dabei war es das Ziel der Autoren, inhaltliche Lösungen aufzuzeigen, die jetzt in Form von halbtägigen Auffrischungskursen im Rahmen der HANSA-Studie untersucht werden [4].

Demgegenüber befremdet die dem Leserbrief anhaftende sektorale Denkweise. Die Behauptung einer preisgünstigeren ambulanten Rehabilitation bezieht sich auf ein hochselektioniertes Patientenklientel, ihre Durchführbarkeit bei gleichem Morbiditätsgrad der Patienten ist dagegen zweifelhaft [1] [8]. Der Anteil von an ambulanter Rehabilitation teilnehmenden Patienten in der Kardiologie liegt zur Zeit zwischen 15 % und 25 % [5] [6]. Somit gilt es, im Rahmen der Rehabilitationsforschung in kontrollierten, randomisierten Studien die Wertigkeit beider Nachsorgeverfahren herauszuarbeiten. Dabei könnte ein dritter Studienarm die von uns allen gewünschte integrierte Versorgung des chronisch Koronarkranken prüfen. Dadurch würde die bislang unzureichende Datenlage auf dem Gebiet der Flexibilisierung der kardiologischen Rehabilitation untermauert [5], sodass die Rehabilitationstherapie in Zukunft nicht weiter unhaltbaren emotionalen Äußerungen ausgesetzt ist.

Literatur

  • 1 Bjarnason-Wehrens B, Predel H -G, Graf C, Rost R. Ambulante kardiale Rehabilitation der Phase II - »Kölner Modell« - einschließlich der Ergebnisse drei Jahre nach Abschluss der Rehabilitation.  Herz. 1999;  24 9-23 (Suppl 1))
  • 2 EUROASPIRE study group . A European society of cardiology survey of secondary prevention of coronary heart disease. Principal results.  Eur Heart J. 1997;  18 1569-1582
  • 3 Gohlke H, Jarmatz H, Zaumseil J, Bestehorn K, Jansen C, Hasford J. Einfluss eines optimierten Schnittstellenmanagements auf die Langzeiteffektivität der kardiologischen Rehabilitation.  Dtsch Med Wochenschr. 2000;  48 1452-1456
  • 4 Hoberg E, Stockinger J, Bestehorn K. Hintergrund, Design und Organisation von HANSA - einer norddeutschen Multicenter-Studie zum Einfluss von halbtägigen Auffrischungskursen nach kardiologischen Anschlussheilbehandlungen.  Schleswig-Hosteinisches Ärzteblatt. 2000;  11 50-52
  • 5 Karoff M, Röseler S. Flexibilisierung in der kardiologischen Rehabilitation am Beispiel des Königsfelder (Ennepetaler) Modells.  Versicherungsmedizin. 1997;  49 14-19
  • 6 Klempt H W, Roman C, Ylinen T, Rikus-Dee E. Die teilstationäre Anschlussheilbehandlung.  Herz. 1999;  24 32-37 (Suppl I))
  • 7 Völler H, Klein G, Gohlke H, Dovifat C, Binting S, Müller-Nordhorn J, Willich S N. Sekundärprävention Koronarkranker nach stationärer Rehabilitation.  Dtsch Med Wochenschr. 2000;  48 1457-1461
  • 8 Wendt T, Bentjen A, Giltert K, Janssen T, Khatibnia U, Seyfert H, Siegert C. Ambulant/teilstationäre Phase-II-Rehabilitation Herzkranker in einer im Ballungsraum Rhein-Main gelegenen Rehabilitationsklinik.  Herz. 1999;  24 57-62 (Suppl I))
  • 9 EUROASPIRE II study group . Lifestyle and risk factor management and use of drug therapies in coronary patients from 15 countries.  Eur Heart J. 2001;  22 554-572
  • 10 EUROASPIRE I and II group . Clinical reality of coronary prevention guidelines: a comparison of EUROASPIRE I and II in nine countries.  Lancet. 2001;  357 995-1001

Prof. Dr. med. H. Völler

Ärztlicher Direktor Klinik am See, Fachklinik für Herz- und Kreislauferkrankungen

Seebad 84

15562 Rüdersdorf