RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2001-15934
Viktor von Weizsäcker als Begründer der Psychosomatischen Medizin1
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)
Auch wenn es einige von Ihnen schon kennen, so will ich mit einem Text beginnen, der kürzlich in der Zeitschrift „Psychotherapie. Psychosomatik. Medizinische Psychologie” stand:
„Es gibt kaum einen Autor, dessen Wichtigkeit für die Psychosomatik in Deutschland und dessen Bekanntheit fast 50 Jahre nach seinem Tod ebenso groß ist wie die Unkenntnis über die immer noch unausgeschöpfte Bedeutung seiner Schriften, wie Viktor v. Weizsäcker. Schlagworte wie ‚die Einführung des Subjektes in die Medizin’ (oder die Biologie), ‚anthropologische Medizin’ (in Erweiterung des Begriffes der ‚Psychosomatischen Medizin’) oder ‚Stellvertretung’ von Körper und Seele sind hängen geblieben, ohne dass ihre auch heute noch hoch moderne Begründung (‚Komplementaritätsprinzip’) rezipiert und aufgenommen wäre. Das mag auch daran liegen, dass Viktor v. Weizsäcker - ein Onkel des Physiker-Philosophen Carl-Friedrich und des Alt-Bundespräsidenten Richard v. Weizsäcker - wohl in erster Linie Arzt und psychosomatischer Psychotherapeut, nicht nur gelernter Physiologe, Nervenarzt und Internist war, sondern auch ein profunder Philosoph, der es seinen Lesern (und seinen medizinischen Fachkollegen) nicht immer leicht gemacht hat, ihn zu verstehen.”
Literatur
- 1 von Rad M. Begleittext zum Titelbild. Psychoth Psychosom med Psychol. 2000; 50
- 2 von Weizsäcker V. Studien zur Pathogenese. Schriftenreihe zur Deutschen medizinischen Wochenschrift Leipzig: Thieme, Wiesbaden: Thieme 1986. GS, Bd. 6
- 3 Mitscherlich A. Vom Ursprung der Sucht. Eine pathogenetische Untersuchung des Vieltrinkens. Stuttgart: Klett 1947
- 4 Bräutigam W. Zur epileptischen Wesensänderung. Psyche. 1951/52; 5 523-544
- 5 Bräutigam W. Grundlagen und Erscheinungsweisen des Torticollis spasticus. Nervenarzt. 1954; 25 451-462
- 6 Bräutigam W. Psychotherapie in anthropologischer Sicht. Beiträge aus der Allgemeinen Medizin, H. 15 Stuttgart: Enke 1961
- 7 von Weizsäcker V. Gesammelte Schriften (GS). P. Achilles, D. Janz, M. Schrenk, C. F. von Weizsäcker (Hrsg) Frankfurt/Main: Suhrkamp 1986-1998
- 8 von Krehl L. Pathologische Physiologie. Leipzig: Vogel, 1893, 1923
- 9 von Weizsäcker V. Über die Energetik der Muskeln und insbesondere des Herzmuskels sowie ihre Beziehung zur Pathologie des Herzens. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, math.-naturw. Klasse, Abt. B: Biologische Wissenschaften, 2. Abt 1917. GS, Bd. 2
- 10 von Weizsäcker V. Natur und Geist, Erinnerungen eines Arztes. Göttingen: Vandenhoek und Ruprecht 1954, 1955, GS, Bd. 1
- 11 von Weizsäcker V. Körpergeschehen und Neurose. Analytische Studie über somatische Symptombildungen. Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse 1933; 19: 10-116. GS, Bd. 6
- 12 von Weizsäcker V. Der Gestaltkreis, dargestellt als psychophysiologische Analyse des optischen Drehversuches. Pflügers Arch ges Physiol. 1933; 231 630-661. GS, Bd. 4
- 13 Freud S. Brief. In: V. von Weizsäcker (1947), GS, Bd. 6 121f
- 14 Bilz R. Psychogene Angina. Epikritische Betrachtungen über eine Mandelentzündung und ihre Psychopathologie. Zentralbl Psychoth. 1936; 9, 1. Beih. Leipzig: Hirzel
- 15 Vogel P. Über die Bedingungen des optokinetischen Schwindels. Pflügers Arch ges Physiol. 1931; 228 510-530
- 16 Vogel P. Über die Regulation des Körpergleichgewichts. Verh Dtsch Ges Inn Med. 1931; 43 51-55
- 17 Vogel P. Über optokinetische Reaktionsbewegungen und Scheinbewegungen. Pflügers Arch ges Physiol. 1931; 225 631-643
- 18 Vogel P. Beiträge zur Physiologie des vestibulären Systems beim Menschen. Pflügers Arch ges Physiol. 1932; 230 516-532
- 19 Vogel P. Zur Symptomatologie und Klinik des Schwindels. Nervenarzt. 1932; 5 169-179
- 20 Vogel P. Studien über den Schwindel. Sitzungsber. Heidelberger Akad. Wiss., math.-nat. Klasse 1933, 5. Abh Berlin, Leipzig: de Gruyter 1933
- 21 von Weizsäcker V. Der Gestaltkreis. Theorie der Einheit von Wahrnehmung und Bewegen. Leipzig, Stuttgart: Thieme 19404, 1950. GS, Bd. 4.
- 22 von Weizsäcker V. Individualität und Subjektivität. In: Individualpathologie. Die Konstitution des Einzelmenschen in ihrer Bedeutung für Entstehung und Verlauf von Krankheiten. Hrsg. (Adam D, Curtius F. Veröffentlichungen der Berliner Akademie für ärztliche Fortbildung, Bd. 5, 51-59 Jena: Fischer 1939. GS, Bd. 6
- 23 von Weizsäcker V. Die Tätigkeit des Zentralnervensystems. In: Handbuch der Inneren Medizin, hrsg. von G. von Bergmann, R. Staehelin, 3. Aufl., Bd. 5, 1 Berlin: Springer 1939. GS, Bd. 3
- 24 von Weizsäcker V. Fälle und Probleme. Anthropologische Vorlesungen in der medizinischen Klinik: Beiträge aus der Allgemeinen Medizin. H. 3 Stuttgart: Enke 1947, 1951. GS, Bd. 9
- 25 von Weizsäcker V. Klinische Vorstellungen. Stuttgart: Hippokrates 1941, 1955. GS, Bd. 3
- 26 von Weizsäcker V. Der kranke Mensch. Eine Einführung in die medizinische Anthropologie. Stuttgart: Koehler 1951. GS, Bd. 9
- 27 von Weizsäcker V. Nach Freud. Merkur. 1949; 3 1077-1086. GS, Bd. 1
- 28 Alexander F. Psychosomatische Medizin. Berlin: de Gruyter 1951
- 29 Binger C. Der Arzt und sein Patient. Stuttgart: Klett 1948
- 30 Dunbar H F. Deine Seele, dein Körper. Psychosomatische Medizin. Meisenheim/Glan: Westkultur Verlag 1951
- 31 Halliday J L. Psychosomatic Medicine - the clinical application of psychopathology to general medicine. Philadelphia, London: Saunders 1948
- 32 Weiss E, English O S. Psychosomatic Medicine. Philadelphia, London: Saunders 1949
- 33 Christian P. Anthropologische Medizin. Heidelberg: Springer 1989
- 34 Christian P, Haas R. Wesen und Formen der Bipersonalität. Grundlagen für eine medizinische Soziologie. Beiträge aus der Allgemeinen Medizin, H. 7 Stuttgart: Enke 1949
- 35 Kütemeyer W. Wandlungen medizinischer Anthropologie. Beiträge aus der Allgemeinen Medizin. H. 1 Stuttgart: Enke 1947
- 36 Kütemeyer W. Die Krankheit in ihrer Menschlichkeit. Zur Methode der Erschließung und Behandlung körperlicher Krankheiten. Göttingen: Vandenhoek u. Ruprecht 1963
- 37 Mitscherlich A. Freiheit und Unfreiheit in der Krankheit. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1946
- 38 Mitscherlich A. Über die Reichweite psychosomatischen Denkens in der Medizin. Psyche. 1949; 3 342-358
- 39 Mitscherlich A. Zur psychoanalytischen Auffassung psychosomatischer Krankheitsentstehung. Psyche. 1953/54; 7 561-578
- 40 Plügge H. Über die Psychophysik Herzkranker. Dtsch med Wschr. 1936; 62 373-377, 420 - 423
- 41 Plügge H. Über Anfälle und Krisen. Psyche. 1948/49; 2 401-415
- 42 Plügge H. Anthropologische Beobachtungen bei primär chronischen Arthritikern. Z Rheum. 1953; 12 231-246
- 43 Plügge H. Wohlbefinden und Missempfinden. Tübingen: Niemeyer 1962
- 44 Plügge H. Der Mensch und sein Leib. Tübingen: Niemeyer 1967
- 45 Vogel P. Über neurotische Magen- und Darmbeschwerden. Z ges Neurol Psychiat. 1932; 141 193-198
- 46 Vogel P. Von der Selbstwahrnehmung der Epilepsie. Der Fall Dostojewskij. Nervenarzt. 1961; 32 438-441
- 47 von Weizsäcker V. Psychosomatische Medizin. Psyche. 1949; 3 331-341. GS, Bd. 6
- 48 Deutsche Gesellschaft für Innere M edizin. 55. Tagung, 25. 4. 1949, 1. Verhandlungsthema: Psychosomatische Medizin, Psyche. 1949/50; 3 321-400
1 Prof. Dr. Otto Hallen zu seinem 80. Geburtstag im Gedenken an den gemeinsamen Lehrer Paul Vogel gewidmet.
2 „Zeitgeschichtlich sei daran erinnert, dass die Zuwendung unseres Laboratoriums zu diesem Thema zusammenfällt mit den zunehmenden politischen Schwankungen in Deutschland, und dass die erste ausführlichere und konsolidierte Darstellung der Gestaltkreis-Idee im Jahre 1933 erschienen ist (niedergeschrieben Ostern 1932). Ich kann nicht genau angeben, wie wir äußerlich dazu kamen, den optokinetischen Schwindel und die optokinetischen Reaktions- und Scheinbewegungen zu unserem Studium zu wählen; dass der unbewusste Grund dafür das historische Erdbeben jener Jahre war, ist mir nicht zweifelhaft.” Aus: Natur und Geist, Erinnerungen eines Arztes (1954) (niedergeschrieben 1944, GS 1, S. 73) [10]