Die sprachlichen Anforderungen an Krankenpflegepersonal sind in den
vergangenen Jahren sicherlich gestiegen, wenn man bedenkt, dass die
Clemensschwestern 1808 von ihren Bewerberinnen lediglich erwarteten,
ärztliche Handschriften entziffern und selber leserlich schreiben zu
können [1].
Zusammenfassung
Die Pflege verfügt durchaus über eine eigene Fachsprache.
Sie fußt zu einem großen Teil auf der medizinischen Fachlexik, hat
sich aber auch Termini anderer Wissenschaften zu Eigen gemacht. Der Tradition
eines zunächst praktischen Berufs zufolge sind pflegespezifische
Ausdrücke zumeist der Allgemeinsprache entnommen. Modernere Begriffe sind
oft Zusammensetzungen mit dem Wort „Pflege”.
Ein Manko der Pflegefachsprache ist die häufig fehlende
eindeutige und einheitliche Definition von Fachtermini.
Die fachliche Umgangssprache, der Fachjargon, beherrscht den Alltag
der Pflegenden auf den Stationen. Der Fachjargon wirkt auf Außenstehende,
auch auf Ärzte, leider oft nicht sehr professionell. Dies liegt zum einen
am hohen Anteil allgemeinsprachlicher Ausdrücke und verkürzter
Floskeln. Andererseits lässt der Gebrauch der Fachsprache durch Pflegende
auch häufig zu wünschen übrig.
Ursächlich ist hier vor allem die sprachliche Ausbildung.
Selbst Pflegenden mit der Muttersprache Deutsch fällt es oft nicht leicht,
ihre durchaus gute Arbeit adäquat zu verbalisieren. Die Autoren, die sich
mit Pflegefachsprache befasst haben, sind sich mit dem Gros der
Pflegepädagogen einig, dass die Pflegeausbildung hier zu verbessern ist.
Der derzeitige fächerintegrative Ansatz zum Erwerb von fachsprachlicher
Kompetenz - sofern dies ein bewusster Ansatz ist - reicht de facto
nicht aus. Doch der Rahmen der gesetzlichen Ausbildungs- und
Prüfungsverordnungen lässt den Krankenpflegeschulen und
Weiterbildungsstätten nur begrenzten Raum, Fachsprache zu vermitteln.
Da sich die Krankenpflege-Lehrbücher an den gesetzlichen
Vorgaben orientieren, bleiben sie ebenfalls zum Thema sehr vage. Spezielle
Literatur muss vom Einzelnen gesucht und bearbeitet werden.
So genannte sprachhygienische Forderungen, überkommene Begriffe
und Unworte zu verlassen, sind ein Anfang und haben den Pflegealltag vielfach
schon erreicht.
Doch eine weitergehende Korrektur des derzeitigen Umgangs mit der
Pflegefachsprache ist auch aus berufspolitischen Überlegungen unabdingbar.
Ansonsten wird alles Streben nach Professionalisierung von Außenstehenden
nur als Steckenpferd mit ihrem Status hadernder Schwestern und Pfleger
missverstanden werden. Der eingeforderten Selbstbestimmung ist die Pflege nur
gewachsen, wenn sich nicht nur eine theoretisch-wissenschaftlich arbeitende
Minderheit der Berufsangehörigen fundiert nach innen und außen
darzustellen weiß.
Pflegeklassifikationssysteme wie das der NANDA und andere sind ein
geeigneter Ansatz, eine definierte Nomenklatur zu schaffen. Diese muss auch
für die elektronische Datenverarbeitung erfassbar sein. Die
Pflegewissenschaft kann nur auf der Basis einheitlicher und vergleichbarer
Daten erfolgreich arbeiten. Nicht nur Forschungen zu pflegerischen
Maßnahmen und zur Qualitätssicherung können so effektiver
betrieben werden. Auch können so gesundheitsbezogene Daten in politische
Entscheidungen eingebracht werden, die sich nicht ausschließlich an
medizinischen Kriterien orientieren.
Diese Anstrengungen muss die Pflege aus eigenem Antrieb und eigener
Kraft vollbringen. Dabei muss nicht nur mit Gleichgültigkeit oder
Widerstand seitens der Ärzteschaft und Administration gerechnet werden.
Innerhalb der Berufsgruppe müssen Vorbehalte vor veränderten
Anforderungen abgebaut und ein möglichst breiter Konsens geschaffen
werden.
Dies wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Man bedenke nur, wie viele
Jahrzehnte es brauchte, bis das Instrument des Pflegeprozesses von der
pflegetheoretischen Idee zur täglichen, selbstverständlichen Praxis
wurde.