Dtsch Med Wochenschr 2001; 126(13): 370-373
DOI: 10.1055/s-2001-12387
Aktuelle Diagnostik & Therapie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Intrakoronare Druckmessung - Stellenwert zur funktionellen Beurteilung von Koronarstenosen

J. Rieber, H. U. Kreider-Stempfle, V. Klauss
  • Medizinische Klinik der Universität München, Innenstadt (Komm. Direktor: Prof. Dr. D. Schlöndorff), Abteilung Kardiologie (Leiter: Prof. Dr. K. Theisen)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

Zoom Image

Seit Einführung der Koronarangiographie und der kathetergestützten perkutanen transluminalen Koronarangioplastie (PTCA) vor nahezu zwei Jahrzehnten [5] hat die Anzahl der durchgeführten Interventionen bis heute stetig zugenommen. So wurden allein in Deutschland 1998 147.000 Prozeduren durchgeführt [1] und hierdurch Kosten von fast einer Milliarde DM verursacht. Neuere Untersuchungen konnten zeigen, dass bis zu 40 % dieser Interventionen möglicherweise nicht sicher indiziert und somit vermeidbar gewesen wären [7] [9]. Gründe hierfür sind unter anderem fehlende oder falsch eingeschätzte klinische Symptomatik, eine nicht eindeutige oder nicht durchführbare konventionelle Ischämiediagnostik oder unzureichende Sensitivität und Spezifität der Untersuchungsmethoden. Neben den sozioökonomischen Aspekten gewinnt mit steigender Anzahl der Koronarinterventionen die immer noch hohe Rate der Restenosierungen zunehmende Bedeutung. Diese Rate konnte zwar von ca. 50 % auf ca. 10 %-25 % [13] reduziert werden. Dennoch verbleibt das Problem der meist schwieriger zu therapierenden Stent-Restenosen.

Vor diesem Hintergrund ist die sorgfältige Identifikation von Patienten, die einer Intervention zugeführt werden sollten, von besonderer Wichtigkeit.

Die Indikation zur Durchführung einer Koronarangiographie und ggf. Intervention erfolgt anhand von klinischen (Angina pectoris) und/oder objektiven Ischämiezeichen (pathologische Ergometrie, pathologisches Myokardszintigramm, pathologisches Stressecho). Bei Vorliegen einer Koronarstenose wird deren Schweregrad anhand der Durchmesserreduktion entweder qualitativ oder quantitativ bewertet. Bei angiographisch mittelgradigen Stenosen kann jedoch allein aufgrund der Morphologie nicht auf die hämodynamische Wirksamkeit dieser Läsionen geschlossen werden [4] [8] . Mit der Einführung von Führungsdrähten, über die der intrakoronare Blutfluss (sog. Dopplerdraht) oder der intrakoronare Blutdruck (Druckdraht) gemessen werden kann, ist die Beurteilung der hämodynamischen Relevanz von Koronarstenosen während der Herzkatheteruntersuchung möglich geworden [3].

kurzgefasst: Bis zu 40 % der durchgeführten PTCA¿s in Deutschland sind nicht sicher indiziert. Mit der intrakoronaren Dopplerflussmessung und der intrakoronaren Druckmessung stehen neue Methoden zur Verfügung, mit denen die hämodynamische Relevanz von Koronarstenosen invasiv bestimmt werden kann.