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DOI: 10.1055/s-2000-327
Hypothermie für Herzoperationen mit Kreislaufstillstand - Beginn der offenen Herzchirurgie in Deutschland[*]
Publication History
Publication Date:
31 December 2000 (online)


Zusammenfassung.
Nach Hinweis auf die klassischen Untersuchungen der Physiologen Grosse-Brockhoff und Schoedel (1943) wird über die entscheidenden tierexperimentellen Pionierarbeiten (1947 - 1953) von Bigelow, Chirurg in Toronto über die Hypothermie für die offene Herzchirurgie berichtet. Verwertbare Hinweise für die Anwendung bei Patienten fanden sich nur 1954 in der Veröffentlichung von Zeavin, Virtue und Swan aus Denver, Colorado. Es waren viele Gefahren und ungenügend bekannte Probleme zu bedenken vor der ersten Oberflächenhypothermie mit Kreislaufstillstand in Europa , die am 9. Februar 1955 für die Naht eines Vorhof-Septumdefektes am offenen Herzen in Düsseldorf durchgeführt wurde. Verlauf mit Maßnahmen für Narkose, Abkühlung im Eiswasserbad, Operation und Erwärmung auf dem OP-Tisch werden anhand des Narkoseprotokolls beschrieben. Kammerflimmern konnte nach dreimaligem Rezidiv mit Elektroschocks und Erwärmung des Herzens durch Thoraxspülung beherrscht werden. Acht Wochen später konnte bei dem Chirurgen-Kongress über 7 Operationen mit direkter Naht eines Vorhof-Septumdefektes berichtet werden. Eine Patientin verstarb am 12. postoperativem Tag an einer Gehirnembolie, also unabhängig von der Hypothermie. Als nach 4 Jahren eine Herz-Lungen-Maschine zur Verfügung stand, wurden die Hypothermien reduziert, aber noch für fast die Hälfte der offenen Herzoperationen für weitere 5 Jahre verwendet. Bis 1978 wurde mit über 1800 Hypothermien für offenen Herzoperationen und einige Gefässeingriffe (Aneurysmen der Aorta und der Gehirnarterien) ohne Hilfe einer Herz-Lungen-Maschine die größte Serie in der Welt erreicht. Als wichtigster Erfolg wurde angesehen, dass bei unseren Patienten keine bleibenden Gehirnschäden durch die Kreislaufunterbrechung auftraten.
Hypothermia for Cardiac Surgery with Cessation of Circulation - Start of Open Heart Surgery in Germany.
The first surface hypothermia with cessation of the circulation in Europe has been performed in Duesseldorf on February 9, 1955 for the direct suture of an atrial septal defect. Risks and insufficient basic knowledge are mentioned and the procedure is described with a protocol of anesthesia, cooling in ice water and rewarming in a water matress. Eighth weeks later, the first series of 7 patients with closure of an atrial septal defect were presented at the congress of the German Society of Surgery. One patient died on the 13th postoperative day due to a cerebral thrombosis, unrelated to hypothermia. After 4 years a pump oxygenator became available and hypothermia was reduced to about half of the open heart procedures for 5 years and decreased further. Until 1978 with more than 1800 hypothermias for open heart surgery and some aneurysms of the aorta and cerebral arteries without the aid of a pump oxygenator the largest series in the world could be attained. As most important success was regarded that in none of our patients with cessation of circulation, which was repeated up to three times, a lasting cerebral damage occurred.
Schlüsselwörter:
Hypothermie - offene Herzoperationen - Start in Deutschland 1955
Key words:
Hypothermia - Open heart surgery - Start in Germany 1955
1 Überarbeitet nach Vortrag beim DAK Nürnberg 1994, Sitzung „Geschichte der Anästhesie”