Gesundheitswesen 2000; 62(8/9): 431-436
DOI: 10.1055/s-2000-13049
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Schnittstellenprobleme” in der medizinischen Rehabilitation: die Entwicklung eines Kurzfragebogens zur Ermittlung des Informations- und Kommunikationsbedarfs bei Hausärzten

Interface Problems in Medical Rehabilitation: Development of a Brief Questionnaire to Assess GPs Needs for Information and CommunicationR. Deck1 , K. Heinrichs2 , H. Koch3 , T. Kohlmann1 , O. Mittag4 , U. Peschel5 , K. H. Ratschko6 , H. Welk7 , M. Zimmermann1
  • Institut für Sozialmedizin, Lübeck
  • , Rheuma-Klinik Bad Bramstedt
  • , Reha-Klinik Föhrenkamp der BfA, Mölln
  • , Mühlenberg-Klinik der LVA Schleswig-Holstein, Bad Malente
  • , Fachklinik Hängebargshorst der LVA Schleswig-Holstein, Krummsee
  • , Ärztekammer Schleswig-Holstein, Bad Segeberg
  • , Klinik Genesendenhilfe Lehmrade
Further Information

Publication History

Publication Date:
31 December 2000 (online)

 

Zusammenfassung

Der hohe Stellenwert der medizinischen Rehabilitation in der Bundesrepublik ist vor dem Hintergrund der gegenwärtigen und zukünftigen Bevölkerungsentwicklung unumstritten. Insbesondere bei älteren und chronisch kranken Menschen sind Rehabilitationsmaßnahmen zentraler Bestandteil der Behandlungskette. In diesem Zusammenhang wurden in den vergangenen Jahren einige Schwächen des Rehabilitationssystems verstärkt thematisiert, die unter dem Stichwort „Schnittstellenprobleme” zusammengefasst werden können. Darunter fallen vor allem die mangelnde Kooperation und Kommunikation sowie die unzureichende Verzahnung von Akut- und Rehabilitationsmedizin. Bisherige Ansätze zur stärkeren Einbindung insbesondere von niedergelassenen Hausärzten in das Rehabilitationsgeschehen zeigten eher geringfügige Erfolge. Im Rahmen einer Pilotstudie des Rehabilitationswissenschaftlichen Arbeitskreises Schleswig-Holstein wurde ein neuer Ansatz getestet, um die behandelnden Haus- und Fachärzte zu erreichen. Die niedergelassenen Ärzte wurden mit einem Kurz-Fragebogen, der an den konkreten Entlassungsbericht von ihren behandelten Patienten geheftet wurde, angeschrieben. Mit diesem Fragebogen sollten die Einstellungen und Informationsbedürfnisse der Hausärzte erfasst werden, um daraus gezielt Angebote zur besseren Kommunikation und Kooperation abzuleiten. Entgegen bisheriger Erfahrungen wurde eine Rücklaufquote von 75 % erreicht. Die behandelnden Haus- und Fachärzte beschrieben medizinische Rehabilitationsmaßnahmen insgesamt als wichtig, sie äußerten sich zu verschiedenen Aspekten der Rehabilitation durchaus positiv. Zwei Drittel der befragten Ärzte hatten Interesse an intensiveren Kontakten und äußerten den Wunsch nach weiteren Informationen.

Interface Problems in Medical Rehabilitation: Development of a Brief Questionnaire to Assess GPs Needs for Information and Communication

Against the background of current and future demographic changes the relevance of medical rehabilitation in the German health care system is generally acknowledged. It is a central element of treatment programmes especially for elderly and chronically ill patients. In recent years, problems due to lack of co-operation and communication as well as insufficient links between acute care and rehabilitation treatment have found increasing attention. Previous attempts to increase involvement especially of general practitioners in the rehabilitation process were only slightly successful.

In a pilot study conducted by the Rehabilitationswissenschaftlicher Arbeitskreis Schleswig-Holstein a new procedure was tested to increase involvement of general practitioners. A brief questionnaire was attached to the report of discharge of rehabilitation patients and was sent to 130 practitioners. With this questionnaire the general attitude and need for information of the practitioners should be analysed. Knowledge about these variables should help to improve communication and co-operation. The response rate was quite high: about 75 % of the contacted practitioners answered the questionnaire. All practitioners described medical rehabilitation as important and also had a quite positive attitude toward the same. Two-thirds of the physicians were interested in more intensive contacts and requested further information.

Literatur

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Fußnoten

1 Der Rehabilitationswissenschaftliche Arbeitskreis Schleswig-Holstein ist ein Forum für Rehabilitationskliniker und alle rehabilitationswissenschaftlich Interessierten. Er trifft sich in regelmäßigen Abständen, um rehabilitationswissenschaftliche und -praktische Themen zu diskutieren. Die Autoren dieses Beitrags bilden die so genannte „Kerngruppe” des Arbeitskreises, sie übernehmen die Vorauswahl von Themen und die Organisation der Treffen.

2 Der Fragebogen befindet sich im Anhang (Abb. [6]).

3 Die Bewertungen im Fragebogen erfolgten jeweils auf einer Skala von 1 bis 6, analog des Schulnotensystems: sehr gut, gut, befriedigend, ausreichend, mangelhaft, ungenügend.

4 Angaben aus dem Freitextfeld des Fragebogens

Dr. phil. Ruth Deck

Institut für Sozialmedizin des Universitätsklinikums Lübeck

Beckergrube 43-47

23552 Lübeck

Email: ruth.deck@sozmed.mu-luebeck.de

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