Zeitschrift für Palliativmedizin 2024; 25(05): e14-e15
DOI: 10.1055/s-0044-1788377
Abstracts │ DGP
Die 4 Dimensionen: körperlich, psychisch, sozial und spirituell

Entwicklung von Spiritual Care-Kompetenzen nach einem 40-stündigen Curriculum „Spiritual/ Existential Care interprofessionell“ (SpECi) für Angehörige der Gesundheitsfachberufe

M Gerundt
1   Universität Witten/ Herdecke, Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping, Herdecke
,
A Büssing
1   Universität Witten/ Herdecke, Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping, Herdecke
,
A Giebel
2   Diakonie Deutschland, EWDE, Berlin
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Hintergrund Das Curriculum „Spiritual/Existential Care Interprofessional“ (SpECi) wurde im Rahmen des Modellprojekts „Spirituelle Begleitung am Lebensende“ (2020–2024) von einer interprofessionellen Expertengruppe entwickelt und erprobt (www-speci-deutschland.de). Es umfasst 10 Module bei einem zeitlichen Gesamtumfang von 40 Unterrichtsstunden und richtet sich an alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Personen aus unterschiedlichen Gesundheitsberufen sollen gemeinsam lernen und Spiritual Care-Kompetenz (SCC) entwickeln, um die psychosozialen, existenziellen und spirituellen Anliegen der von ihnen Begleiteten wahrnehmen und unterstützen zu können. Im Folgenden wird beschrieben, ob und welche SCC sich nach der Schulungsmaßnahme verändert haben.

Methode 85 Schulungsteilnehmende (48% Pflegende, 18% Sozialarbeiter:innen, 34% andere) wurden an 7 Projektstandorten geschult. Um die Wirksamkeit zu beurteilen, wurden standardisierte Fragebögen (z. B. SCCQ, WHO-5) vor der Schulung sowie 3 und 6 Monate danach eingesetzt. Aufgrund der COVID-19-Pandemie sank die Teilnehmendenzahl von 85 (T0) auf 48 (T1) und 39 (T2).

Ergebnisse Die Wahrnehmung spiritueller Bedürfnisse, Gesprächskompetenzen und Wissen über andere Religionen waren bereits zu Beginn hoch ausgeprägt, während Selbstwahrnehmung, Teamgeist und Dokumentationskompetenzen eher gering waren. Im Zeitverlauf nahmen Dokumentationskompetenzen (p<0,001; Eta2=0,297), Selbstwahrnehmung (p=0,005; Eta2=0,060) und im Trend auch Empowerment-Kompetenzen zu (p=0,022; Eta2=0,044). Nach dem Kurs fühlten sich 85% sicherer im Umgang mit den spirituellen Bedürfnissen der begleiteten Personen, und 87% gaben an, dass sie gerne mehr Zeit hätten, um über diese Bedürfnisse zu sprechen. Zudem konnte erhoben werden, dass eine angemessene Spiritual Care-Kompetenz auch die Unterstützungszufriedenheit der Patient:innen fördern kann.

Schlussfolgerung Die Schulung anhand des 40-stündigen SpECi-Curriculums diente der Sensibilisierung der Gesundheitsfachkräfte sowie der Vermittlung von Basiskompetenzen, um auf die Bedürfnisse ihrer Patient:innen einzugehen und sie bestmöglich zu unterstützen. Spiritual Care sollte perspektivisch Teil der Ausbildung helfender Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen werden. Zudem sollten SpECi-Schulungen seitens der Leistungsträger der Dienste und Einrichtungen anerkannt und finanziell gefördert werden.



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Article published online:
26 August 2024

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