Zeitschrift für Palliativmedizin 2024; 25(05): e8-e9
DOI: 10.1055/s-0044-1788363
Abstracts │ DGP
Neuro, Kardio, Psychiatrie und mehr: neue Themenfelder in der Palliativversorgung

Schlaganfall Risikoanalyse bei onkologischen Palliativpatient:innen mit Vorhofflimmern

B Mathew
1   Universitätsklinik Essen, Palliativmedizin, Essen
,
T Dorsel
1   Universitätsklinik Essen, Palliativmedizin, Essen
,
O Drescher
2   Universitätsklinik Essen, Westdeutsches Tumorzentrum, Innere Klinik (Tumorforschung), Essen
,
J Hense
2   Universitätsklinik Essen, Westdeutsches Tumorzentrum, Innere Klinik (Tumorforschung), Essen
,
R Mincu
3   Universitätsklinik Essen, Westdeutsches Herz- und Gefäßzentrum, Klinik für Kardiologie und Angiologie, Essen
,
S Mathew
3   Universitätsklinik Essen, Westdeutsches Herz- und Gefäßzentrum, Klinik für Kardiologie und Angiologie, Essen
,
M Tewes
1   Universitätsklinik Essen, Palliativmedizin, Essen
› Author Affiliations
 

Hintergrund Patienten mit Tumorerkrankungen haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung häufiger Vorhofflimmern (VHF) und ein bis zu 3fach erhöhtes Risiko für arterielle Thrombembolien. Zu onkologischen Palliativpatient:innen (PP) ist wenig bekannt, da sie in Studien unterrepräsentiert sind.

Methode Durchführung einer retrospektiven, monozentrischen Analyse von onkologischen PP, die zwischen 07/2021 und 12/2023 in der spezialisierten Palliativversorgung (SPV) behandelt wurden. Es erfolgte eine deskriptive Analyse von Patientencharakteristika, Vorliegen von VHF, ICD10-Codes von onkologischen Diagnosen, Thrombembolien und Parameter zur Bestimmung des CHA2DS2-VASc-Scores.

Ergebnisse Eingeschlossen wurden 510 onkologische PP (54,1% (276/510) männlich; 65±15Jahre). VHF wiesen 219/510 (42,9%) Patienten auf. Im Gesamtkollektiv hatten in der Anamnese 6,8% einen Schlaganfall/transitorische ischämische Attacke und in der VHF Population 9,1%.

Am häufigsten konnte VHF bei PP mit einem Melanom (60,9% (14/23)) und malignen Tumoren der Haut (55,6% (10/18)) gesehen werden. PP mit Karzinom (Ca) der Lunge, Pankreas und Brust wiesen VHF mit 47,6% (50/105), 42,9% (15/35) und 41,7% (10/24) auf. Bei PP mit Tumoren des Gastrointestinal-Trakts (Kolon-Ca, Ösophagus-Ca und Magen-Ca) zeigte sich VHF mit 32,4% (12/37); 33,3% (4/12) und 21,4% (3/14). Seltener konnte VHF bei Pat. mit bösartigen Neubildungen des Knochens (22,7% (5/22) und des Bindegewebes 13,3% (2/17)) gesehen werden. 94/203 (46,3%) Pat. mit VHF wiesen als Grunderkrankung übrige Tumore auf. Der CHA2DS2-VASc-Score lag bei 3±1,6. PP mit einem Melanom und malignen Tumoren der Haut wiesen einen CHA2DS2-VAsc-Score von 3,9±1,8 und 4,4±2 auf. Bei PP mit einem Bronchial- und Lungen-Ca, Pankreas-Ca und Mamma-Ca lag dieser bei 3,8±1,6; 5±2,3 und 4,2±1,9. PP mit einem Kolon-Ca, Ösophagus-Ca und Magen-Ca zeigten einen CHA2DS2-VAsc-Score von 4,1±1,8; 3,2±0,7 und 2,7±0,5. Bei PP mit bösartigen Neubildung des Knochens und bei Neubildungen des Bindegewebes lag dieser bei 1,8±1,8 und 2±2.

Schlussfolgerung Sowohl die Prävalenz von VHF, als auch die Anzahl stattgehabter Schlaganfälle ist in diesem Kollektiv onkologischer PP deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung. Eine Risikostratifizierung nach dem CHA2DS2-VASc-Score zur Beurteilung des Schlaganfall-Risikos zeigt spezifische Unterschiede hinsichtlich der einzelnen Tumorentitäten. Das höchste Schlaganfallrisiko liegt hier bei Patienten mit Pankreas-Ca und das niedrigste bei Patienten mit bösartigen Neubildungen des Knochens. Ein risikoadjustierter Score anhand spezifischer Tumorentitäten könnte diese Limitation umgehen.



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Article published online:
26 August 2024

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