Zentralbl Chir 2024; 149(S 01): S91
DOI: 10.1055/s-0044-1788096
Abstracts
Brustwandchirurgie

Infiltration der Intercostalmuskulatur durch einen Phylloidestumor der Mamma Eine ventrale Thorakoplastik

N Wedermann
1   Klinikum Südstadt Rostock, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Rostock, Deutschland
,
T Reimer
2   Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock, Gynäkologie, Rostock, Deutschland
,
B Krammer-Steiner
3   Klinik für Innere Medizin III – Hämatologie-Onkologie, Haemostaseologie, Palliativ- und Komplementärmedizin am Klinikum Südstadt Rostock, Innere Medizin III, Rostock, Deutschland
,
K Ludwig
4   Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Klinikum Südstadt Rostock, Chirurgie, Rostock, Deutschland
,
H-J Kreutzer
5   Praxisgemeinschaft für Pathologie am Klinikum Südstadt, Pathologie, Rostock, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund Phylloides-Tumore (PT) der Brust sind biphasische Tumore mit stromalen und epithelialen Anteilen. Es sind sehr seltene Tumoren, sie machen 0,3-0,5% der weiblichen Brusttumore aus. Typisch für PT ist ein schnelles Wachstum und dass sie meist schmerzlos sind. Die Tumore können sowohl benigne, borderline-maligne als auch maligne sein. In der Literatur wird ein Altersgipfel von 45-49 Jahren angegeben. Im Fallbericht wird die Therapiesequenz eines PT bei einer 41 jährigen Frau dargestellt.

Material und Methode Im August 2023 stellte sich die Patientin mit einer über 40 cm (im Durchmesser) großen Raumforderung an der linken Brust in unserem Brustzentrum vor. In der Stanzbiopsie zeigte sich ein typischer PT der histologisch eindeutige Malignitätskriterien aufwies. Aufgrund der bildgebend sichtbaren tiefen Beteiligung der Thoraxwand und der Intercostalmuskulatur und damit primärer Inoperabilität wurde sich interdisziplinär für eine neoadjuvante Systemtherapie entschieden. Initial wurde ein Rippenersatz diskutiert. Es wurden 4 Kurse Doxorubicin / Ifosfamid gegeben. Klinisch und auch bildgebend zeigt sich eine gute partielle Remission mit noch erheblichem Resttumor.

Ergebnis Es erfolgte im Januar 2024 unter Leitung der Thoraxchirurgie zusammen mit einem plastischen Brustoperateur die operative Versorgung. Diese umfasste eine erweiterte Mastektomie links mit Resektion beider Pectoralismuskeln und partiell der Intercostalmuskulatur des ICR 2 / 3 und 4 links, eine intrathorakale Netzeinlage (20 x 15 cm Parietex-Mesh) sowie die Defektdeckung mittels thorakoepigastrischen Verschiebelappen. Postoperativ kam es zu einer mittelgradigen Wundheilungsstörung die eine apikale Nekrosektomie lokal am Verschiebelappen erforderte. Funktionell hatte die Patientin postoperativ keine Einschränkungen. Histopathologisch zeigte sich eine deutliche Regression des Tumors bei noch vitalen Restanteilen. Onkologisch konnte eine R0-Resektion mit ausreichendem Sicherheitsabstand erreicht werden. In der Literatur wird der Stellenwert der adjuvanten Radiotherapie kontrovers diskutiert, trotzdem entschieden wir uns im Tumorboard bei T4 Situation für eine adjuvante Radiotherapie nach Abschluss der Wundheilung. Aktuell arbeitet die Patientin wieder in Vollzeit bei einem ECOG Performance Status von 0.

Schlussfolgerung Die Therapie von sehr großen, die Brustwand infiltrierenden PT ist eine komplexe interdisziplinäre Herausforderung, die insbesondere eine umfangreiche thoraxchirurgische Expertise voraussetzt.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
13. August 2024

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