Geburtshilfe Frauenheilkd 2024; 84(06): e52
DOI: 10.1055/s-0044-1787428
Abstracts │ BGGF
Poster
Senologie

Abszedierende nekrotisierende Mastitis puerperalis

A. Krammetsvogl
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Caritas-Krankhaus St. Josef Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
M. Hetterich
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Caritas-Krankhaus St. Josef Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
S. Seitz
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Caritas-Krankhaus St. Josef Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
O. Ortmann
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Caritas-Krankhaus St. Josef Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
L. Prantl
2   Hochschulzentrum für Plastische und Ästhetische-, Hand- und Wiederherstellungs-Chirurgie, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
A. Gessner
3   Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
S. Schüler-Toprak
1   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Caritas-Krankhaus St. Josef Regensburg, Regensburg, Deutschland
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Einleitung Eine Mastitis puerperalis tritt bei ca. 1% der stillenden Frauen auf. Unterschieden wird eine parenchymatöse und interstitielle Form, wobei der häufigste Erreger Staphylokokkus aureus ist. Während in der Vergangenheit die sofortige Beendigung des Stillens unter antibiotischer Therapie empfohlen wurde, werden heute Antibiotika gewählt, die dies nicht erfordern. In der Regel genügen konservative Maßnahmen wie die regelmäßige Entleerung der Mammae. Bei seltenen, abszedierenden Formen ist eine Punktion oder operative Entlastung erforderlich.

Material und Methodik Wir präsentieren die Kasuistik einer 29-jährigen IIG/IIP, welche sich 96 Tage postpartum mit einer abszedierenden Mastitis puerperalis der rechten Mamma vorstellte.

Ergebnisse Die Patientin hatte zwei Wochen zuvor einen Milchstau bemerkt. 5 Tage vor Klinikvorstellung erfolgte eine frustrane Punktion bei Erstdiagnose eines intramammären Abszesses. Eine Antibiose wurde vorerst abgelehnt. Die Vorstellung in der Klinik erfolgte bei subjektivem Fiebergefühl.

Bei Aufnahme zeigte sich eine gerötete, druckdolente rechte Mamma, mit lokaler Überwärmung, intakter Kutis und sonografisch eine ca. 2x2cm große Abszedierung. Die linke Mamma war unauffällig. Es erfolgte bei Leukozyten von 16,8x109/L, CRP 7mg/dl (N<0,5) die stationäre Aufnahme zur i.v.-Antibiose mit 4x1g Flucloxacillin und erneuten Punktion. Das Stillen wurde zunächst fortgeführt.

Innerhalb von zwei Tagen ulzerierten bei massiver Schwellung neu aufgetretene Spannungsblasen und legten nekrotisiertes Gewebe frei. Die Rötung griff auf die kontralaterale Brust über. Mikrobiologisch zeigte sich ein Staphylokokkus aureus im Punktat und eine Streptokokken-Bakteriämie. Die Leukozytenzahl erreichte 20,4x109/l, das CRP stieg bis auf 40 mg/dl. Die Antibiose wurde auf Penicillin G, Meronem, Vancomycin und Clindamycin eskaliert und ein medikamentöses Abstillen mittels Cabergolin eingeleitet.

Zusätzlich zu 2x täglichen Verbandswechseln, Octenisept-Umschlägen, Kryotherapie und regelmäßigen Punktionen war aufgrund des reduzierten Allgemeinzustands passager parenterale Ernährung und Albumin-Substitution notwendig. Nach Abklingen der akuten Infektionsphase erfolgten mehrere Wunddebridements sowie eine Unterdruck-Wundtherapie. Ein erforderliches Vollhauttransplantat zur Defektdeckung infizierte sich erneut, sodass eine Revision mit Spalthauttransplantation unumgänglich war.

Zusammenfassung Auch weit nach dem Wochenbett kann eine folgenreiche Mastitis puerperalis auftreten. Eine zeitliche Verzögerung der Diagnostik und Therapie führten im dargestellten Fall zu einem schweren, nekrotisierenden Verlauf und machten ein stillfreundliches, konservatives Therapiemanagement unmöglich. Mittels Vierfachantibiose und zahlreichen Debridements konnte ein lebensbedrohlicher Verlauf verhindert werden.

Eine frühe Diagnose und zeitnahe Einleitung einer antibiotischen Therapie können den Verlauf einer Mastitis puerperalis maßgeblich lindern und möglicherweise eine operative Therapie abwehren.



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Article published online:
14 June 2024

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