RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0044-1785362
Belastungen im Zusammenhang mit dem Essverhalten als relevanter Faktor von Diabetes Distress: Ergebnisse aus fünf Studien zu Diabetes Distress aus der tertiären Versorgung
Fragestellung Emotionale Belastung im Zusammenhang mit dem Essverhalten wird in der bisherigen Literatur als relevanter Faktor von Diabetes Distress (DD) beschrieben. Probleme im Kontext des Essverhaltens stehen in Wechselwirkung mit Schwierigkeiten im Diabetes-Selbstmanagement. Es wurde untersucht, bei welchen Personengruppen (Geschlecht, BMI) Belastungen beim Essverhalten eine große Rolle spielen und wie dies mit der subjektiven Bewertung des Diabetes-Selbstmanagements im Zusammenhang steht.
Methoden Es wurden Basisdaten von fünf Studien aus der tertiären Versorgung zu DD und depressiven Symptomen aus dem Zeitraum 2009-2021 zusammengefasst und bzgl. PE und der subjektiven Bewertung des Essverhaltens untersucht (DDCT, DIAMOS und ECCE-Homo, dia-link 1 und 2). Aufgrund der Studiendesigns wies die Stichprobe von 891 Teilnehmenden eine erhöhte affektive Belastung auf: entweder hoher DD mit PAID >= 40 oder eine erhöhte depressive Symptomatik mit CES >= 16. Belastungen im Zusammenhang mit dem Essen wurden anhand der Subskala "Probleme im Zusammenhang mit dem Essen" (PE) des PAID ausgewertet, das Diabetes-Selbstmanagementverhalten wurde anhand der Subskala "Essverhalten" (EV) des Diabetes-Selbstmanagement-Fragebogens (DSMQ) bewertet. Mittels Median-Split wurden zwei Gruppen ermittelt: Gruppe A: Teilnehmende mit geringem Anteil an PE zum DD und Gruppe B: Teilnehmende mit hohem Anteil an PE zum DD.
Ergebnisse In der Stichprobe von N=891 Personen (Alter=44,7±13,7J., 57,7% Frauen; 60,2% T1DM und 39,2% T2DM, Diabetesdauer=15,0±10,3Jahre, BMI=30,1±7,4, 43% übergewichtig, HbA1c=9,0±1,7%) hatten 88,8% erhöhte depressive Symptome und 62,4% hatten hohen Diabetes Distress.
59,6% der Teilnehmenden gaben erhöhte Belastungen beim Essverhalten an, wie sich durch PE > 5 zeigte. Übergewichtige und adipöse Teilnehmende hatten mit M=5,9±3,0 vs. M=5,1±3,1, p<.001 einen signifikant höheren Wert bei PE als Teilnehmende mit einem BMI<25, weibliche Teilnehmende hatten mit M=5,6±3,1 vs. M=5,1±3,1, p=.005 signifikant mehr PE als Männer. [1] [2] [3] [4] [5] [6]
Gruppe A mit einem geringen Anteil an PE zum DD hatte höhere Selbstmanagementwerte beim EV (M=4,5±2,3 vs. M=4,0±2,3, p=.001) und einen niedrigeren BMI (M=29,4±6,9 vs. M=31,0±7,5, p=.008) als Gruppe B. Das Item DSMQ13, das Heißhunger und Binge-Eating beschreibt, war in Gruppe B signifikant höher (M=1,8±1,1 vs. M=1,4±1,1, p<.001). Für den HbA1c-Wert konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden.
Schlussfolgerungen Fast 60% der MmD mit erhöhten affektiven Belastungen berichten auch von Problemen im Zusammenhang mit dem Essen. Weibliche und adipöse MmD zeigen deutlich höhere Belastungen bzgl. des Essverhaltens als männliche und normalgewichtige Personen. Menschen mit großem Anteil an PE bei DD schätzen ihr Diabetes-Selbstmanagement bzgl. des Essverhaltens auch schlechter ein als Menschen mit geringeren PE ein.
Unterstützt durch das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD).
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
18. April 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
-
References
- 1 Delahanty L.M., Grant R.W., Wittenberg E., Bosch J.L., Wexler D.J., Cagliero E., Meigs J.B.. Association of diabetes-related emotional distress with diabetes treatment in primary care patients with Type 2 diabetes. Diabetic Medicine 2007; 24 (01) 48-54
- 2 Dennick K., Sturt J., Speight J.. What is diabetes distress and how can we measure it? A narrative review and conceptual model. Journal of Diabetes and Its Complications 2017; 31 (05) 898-911
- 3 Polonsky W.H., Fisher L., Earles J.E., Dudl R.J., Lees J.A., Mullan J.T., Jackson R.A.. Assessing psychosocial distress in diabetes. Diabetes Care 2005; 28 (03) 626-631
- 4 Schmitt A., Gahr A., Hermanns N., Kulzer B., Huber J., Haak T.. The Diabetes Self-Management Questionnaire (DSMQ): development and evaluation of an instrument to assess diabetes self-care activities associated with glycaemic control. Health and Quality of Life Outcomes 2013; 11 (01) 138
- 5 Snoek F.J., Pouwer F., Welch G., Polonsky W.H.. Diabetes-related emotional distress in Dutch and U.S. diabetic patients: cross-cultural validity of the problem areas in diabetes scale. Diabetes Care 2000; 23 (09) 1305-1309
- 6 Tanenbaum M.L., Kane N.S., Kenowitz J., Gonzalez J.S.. Diabetes distress from the patient’s perspective: Qualitative themes and treatment regimen differences among adults with type 2 diabetes. Journal of Diabetes and Its Complications 2016; 30 (06) 1060-1068