Aktuelle Kardiologie 2018; 7(01): 50-54
DOI: 10.1055/s-0044-100366
Übersichtsarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sekundäre Mitralinsuffizienz: Was kann man durch Intervention oder Operation erreichen?

Secondary Mitral Regurgitation: What to Achieve with Intervention and Surgery
Maria Isabel Körber
Köln, Klinik III für Innere Medizin, Herzzentrum der Universität Köln
,
Volker Rudolph
Köln, Klinik III für Innere Medizin, Herzzentrum der Universität Köln
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Publication Date:
28 February 2018 (online)

Zusammenfassung

Die sekundäre Mitralklappeninsuffizienz (MI) ist eine prognostisch bedeutsame Erkrankung, die häufig bei Patienten mit ischämischer und nicht ischämischer Herzinsuffizienz auftritt. Bisher konnte für die invasive Therapie der sekundären MI kein Überlebensvorteil in kontrollierten Studien nachgewiesen werden und der Grundstein der Therapie ist die leitliniengerechte Herzinsuffizienzbehandlung. Die Empfehlungen zur invasiven Therapie der aktuellen ESC-Guidelines basieren daher vorrangig auf Expertenmeinung sowie auch auf Daten aus Beobachtungsstudien und Registern. Randomisierte Studien fehlen noch. Aufgrund der mittlerweile ausgedehnten Erfahrung mit der interventionellen Therapie mittels MitraClip und deren niedrigem Risiko wurde diese Therapie im Vergleich zu den vorigen Leitlinien aufgewertet und wird aktuell bei Patienten mit nicht niedrigem Operationsrisiko und fehlender Option zur Revaskularisation als Therapieoption angesehen.

Abstract

Secondary mitral regurgitation (MR) is common and of adverse prognostic effect in patients suffering from congestive heart failure. Until now there is no conclusive evidence for a survival benefit after mitral valve intervention and optimal medical therapy (including cardiac resynchronization therapy if indicated) is the cornerstone of treatment. Recommendations on therapy of secondary mitral valve regurgitation are therefore, also in the recently published ESC guidelines, based only on expert opinion. Percutaneous edge-to-edge repair with the MitraClip is a low-risk alternative to surgery resulting in symptomatic relief in patients who are not at low risk and who have no option for revascularization.

Was ist wichtig?
  • Das Vorhandensein einer sekundären Mitralklappeninsuffizienz (MI) ist mit einer schlechteren Patientenprognose vergesellschaftet.

  • Ein integrativer Therapieansatz ist von immenser Bedeutung und der Grundstein der Therapie der sekundären MI ist die optimale Herzinsuffizienztherapie (medikamentös bzw. bei bestehender Indikation auch biventrikuläre Schrittmacher). Es gibt bisher keinen validen Nachweis eines Überlebensvorteils für die Reduktion der MI durch interventionelle oder operative Maßnahmen.

  • Alle Empfehlungen der aktuellen ESC-Guidelines zur invasiven Therapie der sekundären MI basieren daher auf Expertenmeinung sowie auch auf Daten aus Beobachtungsstudien und Registern. Randomisierte Studien fehlen noch.

  • Eine Mitralklappenoperation bei sekundärer MI wird nur bei symptomatischen Patienten mit gleichzeitiger Indikation zur Bypassoperation empfohlen – linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) > 30%: Klasse I; LVEF < 30%: Klasse IIa). Des Weiteren kann eine operative Therapie bei symptomatischen Patienten mit hochgradiger sekundärer MI auch ohne Revaskularisationsoption erwogen werden, wenn das Operationsrisiko niedrig ist (Klasse IIb).

  • Ist das Operationsrisiko nicht niedrig und ergibt sich keine Option zur Revaskularisation, kann bei geeigneten anatomischen Verhältnissen eine interventionelle Mitralklappenrekonstruktion erwogen werden (Klasse IIb).