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DOI: 10.1055/s-0043-1776452
Management von Schwangerschaften in rudimentärem Uterushorn – eine Metaanalyse von 2010 bis 2020
Einleitung Eine Schwangerschaft in einem rudimentären Uterushorn ist selten und geht mit hoher fetaler Mortalität und maternaler Morbidität einher. Eine ausführliche Patientenberatung ist obligatorisch, aber schwierig, da die aktuelle Literatur auf Fallberichte oder Fallserien beschränkt ist. Die primär untersuchten Endpunkte dieser Metaanalyse sind Zeitpunkt der Diagnose, Zeitpunkt der Ruptur und die Lebendgeburtenrate sowie die Anatomie der Uterusfehlbildung (Schwangerschaft in kommunizierendem Horn (CHP) vs. Schwangerschaft in nicht-kommunizierendem Horn (NCHP)).
Methoden Einschlusskriterien waren in englischer Sprache verfasste Fallberichte und Übersichtsarbeiten von 2010 bis 2020. Abstracts, Leserbriefe und unvollständige Berichte wurden ausgeschlossen. Die Literaturrecherche wurde in Pubmed, Medline und Cochrane Database am 6. Januar 2021 durchgeführt.
Ergebnisse 75 Artikel wurden eingeschlossen, die 154 Fälle auswerteten. 20 Fälle (13%) wurden als CHP und 134 Fälle (87%) als NCHP klassifiziert. Das mittlere Gestationsalter bei Diagnose war bei NCHP mit 16,1 Schwangerschaftswochen (SSW) (±8,89) signifikant niedriger als bei CHP mit 23,4 SSW (±9,70) (p=0,01). Eine Ruptur des rudimentären Horns trat in 57 Fällen (37%) auf, wobei dies bei CHP (50%) und NCHP (35,1%) ähnlich war (p=0,22). Der Zeitpunkt der Ruptur lag bei NCHP signifikant früher als bei CHP (18,2±6,62 SSW vs. 24,1±8,65 SSW, p=0,02). Nach Ausschluss der Fälle ohne dokumentierte Absicht der Schwangerschaftsprolongation (n=85 Fälle ausgeschlossen) war die Ruptur mit einem signifikanten Anstieg des neonatalen Todes verbunden (OR=2,42, 95% CI 1,3 – 4,6). Die Lebensgeburtenrate war signifikant (p=0,01) höher bei CHP mit 6 Fällen (30%) als bei NCHP mit 11 Fällen (8,2%). In der Gruppe der Lebendgeburten ereignete sich eine Ruptur signifikant später (34,5 (±3,3) SSW vs. 17,5 (±5,3) SSW (p<0,01)).
Diskussion Die vorgestellten Daten legen nahe, dass die Merkmale der Uterusfehlbildung wie die Kommunikation der Uterushörner den klinischen Verlauf beeinflussen können. Da Schwangerschaften in CHP im Vergleich zu NCHP ein besseres Ergebnis zu haben scheinen, sollte eine umfassende Diagnostik zur Beschreibung der Uterusanatomie durchgeführt werden. Diese Arbeitsgruppe hat einen Vorschlag für einen praktischen Algorithmus zur Diagnose und Überwachung dieser Patientinnen erarbeitet. Ein Schwangerschaftsabbruch durch chirurgische Entfernung des rudimentären Horns ist zu empfehlen. Im Falle einer Schwangerschaftsprolongation sollte eine engmaschige individuelle Überwachung durch ein multidisziplinäres Team erfolgen, um Komplikationen zu vermeiden. Wir empfehlen wöchentliche Untersuchungen inklusive Sonographie sowie die Erwägung einer stationären Aufnahme, wobei der Zeitpunkt dessen von der Art der Kommunikation abhängen sollte, da NHCP deutlich früher zu rupturieren scheinen als CHP.
Publication History
Article published online:
15 November 2023
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