Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2023; 17(03): 165
DOI: 10.1055/s-0043-1771640
Abstracts
Poster

Persönlichkeitsfunktionen und Anorexia nervosa

A. M. Schumacher
1   Universitätsklinik für Kinder-Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Bern, Bern
,
A. Tschitsaz
1   Universitätsklinik für Kinder-Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Bern, Bern
,
C. Reichl
1   Universitätsklinik für Kinder-Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Bern, Bern
,
T. Berger
2   Universität Bern, Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Bern
,
S. Lerch
1   Universitätsklinik für Kinder-Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Bern, Bern
,
M. Kaess
1   Universitätsklinik für Kinder-Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universität Bern, Bern
4   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Zentrum für psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
› Author Affiliations
 

Einleitung Persönlichkeitsstörungen gelten als ungünstige prognostische Faktoren für den Verlauf der Anorexia Nervosa (AN). Vorangehende Studien verwendeten vorwiegend kategoriale Messinstrumente. Neu wurden dimensionale Instrumente eingeführt, wie das semi-strukturierte Interview für Persönlichkeitsfunktionen (PF; STiP-5.1), gemäss der Neuauflagen der Diagnoseklassifikationen. Die vorliegende Arbeit vergleicht die Beeinträchtigung der PF in zwei klinischen Stichproben von Jugendlichen mit und ohne AN und untersucht, ob zu Beginn der Behandlung Facetten der PF den Schweregrad der AN vorhersagten.

Methoden Patient*innen wurden im stationären Bereich der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Bern rekrutiert. Durch Coarsened Exact Matching wurden vergleichbare Stichproben von Patient*innen mit (n=54) und ohne AN (n=183) in Bezug auf Alter, Geschlecht und Funktionsniveau gebildet. Zu Beginn der Behandlung wurden STiP 5.1 und Eating Disorder Examination (EDE) durchgeführt.

Ergebnisse Patient*innen mit AN, verglichen mit Patient*innen ohne AN hatten weniger Beeinträchtigungen in der Wahrnehmung und Regulation von Emotionen (β=-0.48, p=.012) und in der Reflektion über die Auswirkungen des eigenen Verhaltens (β=-0.41, p=.017). Eine stärkere Beeinträchtigung im Selbstwert sagte den Schweregrad der AN signifikant vorher (β=0.65, p=.015).

Schlussfolgerung Patient*innen mit AN weisen offenbar andere Persönlichkeitsfunktionen auf als andere psychiatrische Jugendliche, daher sollten sie bei Beginn der Therapie auf PF gescreent werden, um angepasste Behandlungsmodalitäten auszuwählen. Anhand der vorliegenden Befunde werden weitere Forschungsfragen und Diskussionspunkte abgeleitet, um die PF als Risiko oder Schutzfaktoren bei der AN zu analysieren.



Publication History

Article published online:
06 September 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany