VPT Magazin 2023; 09(03): 10-11
DOI: 10.1055/s-0043-1770318
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Die Existenzgründung – Der Traum von der eigenen Praxis

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Wer von uns hat nicht schon einmal geträumt? Vom Haus am See, vom Lotto-Gewinn, von langer Gesundheit oder einem Lagerfeuer mit Sternenhimmel? Aber vielleicht tauchen auch die Träume von etwas Eigenem auf. Selbst und ständig – Dinge gestalten, selbst und ständig – Verantwortung übernehmen, selbst und ständig – etwas schaffen. Sollte dies eine Praxis für Physiotherapie sein - dann kommt der VPT mit seiner geballten personellen Kompetenz in den Geschäftsstellen sowie einem Existenzgründerseminar ins Spiel. Denn die Selbstständigkeit muss kein Traum bleiben!

Am Anfang steht meist eine IDEE, die sich aus verschiedenen Quellen speisen kann:

  • Warum macht das noch keiner? Kurzum: Sie betreten neue Wege.

  • Was die oder der kann, kann ich doch auch (und vielleicht sogar besser). Kurzum: Kopiert wird nur der Erfolg.

  • Das Leben ist sehr kurz. Kurzum: Warum machen Sie nicht das, was Sie gut können, was Ihnen Spaß bereitet und wo Ihr Wunscheinkommen vielleicht kein Traum bleibt?

Nun haben Sie die Kerze der Motivation angezündet und Sie beginnen sich Fragen zu Ihrer aktuellen Situation zu stellen:

  • Werde ich gefördert und/oder nur gefordert?

  • Was ist mir wichtig? Karriere, Familie, Finanzstatus, Work-Life-Balance?

  • Wo sehe ich mich in 5, 10, 20 Jahren?

Im nächsten Schritt analysieren Sie sich und hinterfragen Ihre Bereitschaft zum Risiko und zur Organisation Ihres Erfolges. Dabei kennt die betriebswirtschaftliche Literatur verschiedene Typen von Unternehmer*innen – von Vorsichtigen über Bewahrende bis hin zu den Aufbauenden sowie Kreativen.

Alle weiteren Schritte lassen sich wie folgt darstellen:

  1. Suche nach internen und externen Partner*innen

  2. Gesetzliche Vorgaben

  3. Standort

  4. Marketing

  5. Businessplan

  6. Gründungsphase

  7. Controlling

1 Schritt 1: Hier beantworten Sie sich die Fragen nach potenziellen internen und externen Partner*innen. Gründen Sie allein eine Physiotherapiepraxis? Oder holen Sie sich eine/n Partner*in an Bord? Dies kann in Form einer Gemeinschaftspraxis (Merkmal eine IK-Nummer) oder einer Praxisgemeinschaft (Merkmal: mehrere IK-Nummern) erfolgen. Auch hinterfragen Sie die fachliche Ausrichtung Ihrer Praxis in der Breite und/oder der Tiefe physiotherapeutischer Leistungserbringung sowie die Einbindung einer Fachkraft für Praxismanagement, beispielsweise im Empfangsbereich.

2 Schitt 2: In diesem Schritt werden die gesetzlichen Vorgaben zur Gründung einer PT-Praxis benannt. Diese finden Sie in den §§ 124 und 125 SGB V. Insbesondere der GKV-Bundesrahmenvertrag und seine Anlage 5 vom 01.08.2021 regeln verbindlich die Zulassungsgrundlagen für Leistungserbringende. Flankiert wird dies durch den §2 DGUV-Bundesrahmenvertrag vom 01.04.2023.

3 Schritt 3: Bei der Frage nach dem richtigen Standort lassen Sie sich u.a. von der Einwohnerstruktur und örtlichen Voraussetzungen (Anbindung an ÖPNV, Parkplätze) leiten. Die Nähe zu anderen medizinischen und sonstigen Dienstleistern sowie die Wettbewerbssituation stellen maßgebliche Einflussfaktoren dar. Sie entscheiden, ob die Praxis Ihr Eigentum sein soll oder ob Sie Praxisräume mieten möchten. Auch die Frage einer Neugründung oder einer Praxisübernahme spielt eine wichtige Rolle, dabei regelt der Bundesrahmenvertrag verbindlich die Verfahrensweise.

4 Schritt 4: In der betriebswirtschaftlichen Literatur wird Marketing als die konsequente Ausrichtung des gesamten Unternehmens an den Bedürfnissen des Marktes verstanden. Heutzutage ist es unumstritten, dass auf wettbewerbsintensiven Märkten die Bedürfnisse der Patient*innen im Zentrum der Unternehmensführung stehen müssen. Marketing stellt somit eine unternehmerische Denkhaltung dar. Darüber hinaus ist Marketing eine unternehmerische Aufgabe, zu deren wichtigsten Herausforderungen das Erkennen von Marktveränderungen und Bedürfnisverschiebungen gehört, um rechtzeitig Wettbewerbsvorteile aufzubauen.

Sie entscheiden, ob Sie eine Homepage, Visitenkarten, Flyer, Fensterkleber, Strand-fahnen usw. nutzen möchten. Was früher der Tag der offenen Tür war, ist heute ein gut platzierter QR-Code mit Verweis auf die Homepage der Praxis. Suchen und finden Sie idealerweise ein Alleinstellungsmerkmal für sich und/oder Ihre Praxis. Bestimmen Sie Ihre Zielgruppen und richten Sie das Marketingkonzept danach aus.

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Preisfestsetzungsfähigkeiten (bspw. im Bereich der privaten Leistungserbringung mit/ohne ärztliche Verordnung) noch vor den individuellen Kommunikations- und Vertriebsfähigkeiten der Praxisinhaber*innen einen positiven Einfluss auf den Unternehmenserfolg zeichnen.

5 Schritt 5: Der Businessplan. Dieser hat die Aufgabe, die Gedanken zu erfassen, zu sortieren, zu Papier zu bringen und die Machbarkeit zu berechnen. Er besteht aus einem schriftlichen Teil und einer Finanzplanung. Der Businessplan „zwingt“ die Existenzgründenden zur Beurteilung der Erfolgsaussichten der Praxisgründung. Denn spätestens beim Bankgespräch müssen Sie sich gut verkaufen und auf alle Fragen in Bezug auf Ihre Existenzgründung die passenden Antworten parat haben.

Ein guter Businessplan hilft zudem als Orientierungshilfe in der Startphase der eigenen Praxis, um bei Abweichungen rechtzeitig gegensteuern zu können.

Im Businessplan finden sich folgende Bestandteile:

  • Persönliche Daten (Name, Anschrift, Kontaktdaten …)

  • Geschäftsidee

  • Markt- und Wettbewerb

  • Finanzplanung (private Kosten und Praxiskosten, Umsatz- und Liquiditätsplanung)

  • Marketing

  • Chancen und Risiken

  • Lebenslauf

Besonders wichtig bei der Erstellung eines Businessplans sind eine realistische Grundhaltung und gesunde Skepsis bei Prognosen. Existenzgründer*innen neigen gern dazu, das Gründungsvorhaben schönzurechnen. Daher ist es durchaus sinnvoll, im Businessplan auch ein Worst-Case-Szenario darzustellen. Natürlich auch eine optimistische Darstellung. Die Wahrheit bzw. die tatsächliche Entwicklung dürfte dann in der Regel irgendwo zwischen den Extremen liegen. Weitere Informationen unter ► https://gruenderplattform.de/businessplan/businessplan-vorlage

6 Schritt 6: Wenn die geldgebende Seite von Ihrem Konzept überzeugt ist, steht der Gründung nichts mehr im Wege. Folgende Punkte müssen nun beachtet und abgearbeitet werden:

7 Schritt 7: Das Controlling. Hierfür nutzen Sie neben unterjährigen internen (über Praxisverwaltungs-Software) auch externe (über Abrechnungsdienstleister) Auswertungen der BWA erstellt durch Ihren Steuerberatenden.

Dipl.-Kfm. Toralf J. Beier
Geschäftsführer VPT Mitte

Als Ihr Berufsverband stehen wir von der ersten Idee bis hin zur Umsetzung an Ihrer Seite: Buchen Sie unser Seminar „Existenzgründerseminar - Mit den richtigen Schritten in die Selbstständigkeit?“ oder wenden Sie sich jederzeit an Ihre Landesgruppe ► www.vpt.de/landesgruppen



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
20. Juni 2023

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