Z Geburtshilfe Neonatol 2023; 227(03): e66-e67
DOI: 10.1055/s-0043-1769306
Abstracts
Freie Vorträge
Postersession 05 – Ernährung/Stoffwechsel 2

Spielen die Beatmung und der damit verbundene Atemwegsmitteldruck eine Rolle hinsichtlich der benötigten Länge einer Magensonde bei Früh- und Neugeborenen?

Jana Putz
1   Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Marburg, Germany
,
Hilda Bartos
2   Universitätsklinikum Marburg, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Marburg, Germany
,
Andreas H. Mahnken
2   Universitätsklinikum Marburg, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Marburg, Germany
,
Sonja Diez
3   Universitätsklinikum Erlangen, Kinderchirurgie, Erlangen , Germany
,
Christel Weiss
4   Universitätsklinikum Mannheim, Universität Heidelberg, Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Mannheim , Germany
,
Hanna Müller
1   Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin, Marburg, Germany
› Institutsangaben
 

Hintergrund Vor allem Frühgeborene benötigen eine Magensonde (MS) für den enteralen Nahrungsaufbau. Ebenso gibt es Reifgeborene, welche aufgrund von Fehlbildungen oder anderen Erkrankungen nicht trinken können und deshalb eine MS benötigen. Bisher gibt es nur grob orientierende Angaben und Hilfen, die benötigte Länge einer MS vor der Anlage zu bestimmen, was zu einer nicht unerheblichen Rate von Fehllagen der MS führt.

Fragestellung Wir haben uns mit dieser Arbeit als Ziel gesetzt, eine Formel zur Ermittlung der erforderlichen Länge einer MS bei Früh- und Reifgeborenen zu erarbeiten. Somit sollen Komplikationen durch eine MS-Fehllage verhindert werden. Dabei soll insbesondere auch die Beatmung berücksichtigt werden, da hier höhere Drücke zu einem tieferen Zwerchfellstand führen können.

Material und Methoden Bei 137 Früh- und Reifgeborenen, die keine kongenitalen Fehlbildungen mit Auswirkungen auf die Lage der MS aufwiesen, wurden insgesamt 173 Röntgenbilder analysiert und auf eine richtige Lage bzw. Fehllage der Magensonde hin untersucht. Bei einer Fehllage wurde ein Korrekturfaktor (KF) ermittelt. Zudem wurden mögliche Einflussfaktoren wie Geschlecht, Geburtsgewicht (GW), Gestationsalter bei Geburt (GA), Körperlänge (KL) und Lebenstag (LT) bei Anfertigung der Röntgenbilder, invasive Beatmung, nicht-invasive Atemhilfe (CPAP/Flow), keine Atemhilfe und mittlerer Atemwegsdruck (MAP) erhoben.

Ergebnisse Die 137 Kinder hatten ein medianes GW von 2340 g (Range: 445-4860 g) und ein medianes GA von 35,4 SSW (Range: 23,3-42,0 SSW). 45 Kinder (26,0%) waren beatmet, 60 Kinder (34,7%) hatten eine nicht-invasive Atemhilfe (CPAP, Flow) und 68 Kinder (39,3%) hatten keine Atemunterstützung. Von den 173 Röntgenbildern lag bei 32 Röntgenbildern (18,5%) die MS korrekt und bei 141 Röntgenbildern (81,5%) nicht korrekt. Bei den nicht korrekten Lagen musste die MS bei 37 Röntgenbildern vorgeschoben und bei 104 gezogen werden. Die multiple Regressionsanalyse ergab, dass der „Lebenstag beim Röntgen“ (p = 0,0135) und das „cm-Maß der MS beim Naseneingang“ (p = 0,0009) signifikant mit dem KF assoziiert sind. Je höher der LT beim Röntgen und je höher das cm-Maß der MS beim Naseneingang ist, desto geringer war der KF. Signifikante Einflussvariablen sind das Gewicht beim Röntgen in kg (p < 0,0001), die KL beim Röntgen in cm (p = 0,0014) sowie der mittlere Atemwegsdruck beim Röntgen (p = 0,0049). Diese Ergebnisse ermöglichen das Erstellen einer Formel, um die benötigte MS-Länge auszurechnen.

Schlussfolgerung Eine Formel ermöglicht durch die Berücksichtigung des MAP eine genauere Abschätzung der benötigten MS-Länge und hilft damit im klinischen Alltag, die Rate an korrekt liegenden MS zu erhöhen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Juni 2023

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