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DOI: 10.1055/s-0043-1766528
Borrelien-Lymphozytom als wichtige Differentialdiagnose eines Othämatoms
Fallpräsentation Ein 2-jähriges Mädchen wurde uns mit einem fraglichem Othämatom links zur weiteren Therapie überwiesen. Das Kind sei beim Spielen zweimal auf das linke Ohr gefallen. Bei der klinischen Untersuchung zeigten sich rot-bläuliche Knoten am Lobulus auriculae links sowie im Bereich der linken Helix. Auf Nachfrage berichtete die Mutter über zahlreiche Zeckenstiche in der letzten Monaten. Ein Ausschlag am Körper wurde verneint. Bei Verdacht auf ein Borrelien-Lymphozytom der linken Ohrmuschel erfolgten zunächst eine offene Biopsie mit Borrelien-PCR-Bestimmung aus der Haut sowie die Abnahme einer Blutserologie. Die Histologie ergab eine reaktive Hyperplasie lymphatischer Zellen. Im PCR-Test aus der Haut wurde Borrelien-DNA nachgewiesen. In der Blutserologie waren sowohl IgG als auch IgM gegen Borrelien positiv. Es erfolgte eine antibiotische Therapie mit Amoxicillin über 21 Tage, worunter sich der klinische Befund komplett regredient zeigte. Der weitere Verlauf war unauffällig. Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in Europa. Sie wird durch Bakterien der Art Borrelia burgdorferi verursacht. Eine Infektion kann klinisch inapparent sein oder unterschiedliche klinische Manifestationen hervorrufen. Es werden drei Stadien unterschieden: Stadium I (Erythema migrans und Borrelien-Lymphozytom), Stadium II (akute Neuroborreliose und Lyme-Karditis), und Stadium III (Lyme-Arthritis, Acrodermatitis chronica atrophicans und chronische Neuroborreliose). Zur Diagnostik gehören klinische und serologische Untersuchungen sowie ein direkter Keimnachweis und die Histologie. Therapie der Wahl unabhängig vom Stadium ist die antibiotische Therapie. Zur Prävention gehört die Vermeidung von Zeckenstichen und die frühe Entfernung von Zecken.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
12. Mai 2023
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany